Der Mann hinter „Super-Horst“

Martin Kothé war immer bemüht, im Hintergrund zu bleiben. So verstand er seine Rolle als Pressesprecher des Bundespräsidenten. Doch plötzlich findet sich der 47-jährige selbst in den Medien wieder, die genüsslich vom Machtkampf im Bundespräsidialamt berichten.

Hartes Faktum ist: Kothé wird im Mai „in die Wirtschaft“ wechseln, wie er selbst bekannt gab. Der Rest des Dramas wurde als plausibles Gerücht vom Spiegel aufbereitet. Dabei geht es um die Konkurrenz zwischen zwei Männern – und um unterschiedliche Konzepte, wie man Bundespräsident Horst Köhler am besten vermarktet. Kothé habe versucht, Köhler als volksnahen „Super-Horst“ zu inszenieren. Dabei sei er auf den erbitterten Widerstand des neuen Leiters des Bundespräsidialamts gestoßen: Staatssekretär Hans-Jürgen Wolff habe Köhler als Fleisch gewordenes Verfassungsorgan präsentieren wollen – distanziert und abgehoben. Fest steht jedenfalls, dass Köhler seit Monaten nichts mehr verlauten lässt.

Der Abgang von Kothé ist so spektakulär wie seine Berufung im Juni 2004. Denn auf den ersten Blick schien er gänzlich unpassend fürs Bundespräsidialamt, hatte er doch zuvor fünf Jahre lang als Pressesprecher der FDP gedient – und dort die turbulenteste Zeit der Parteigeschichte erlebt. Stichworte sind: Guidomobil, Projekt 18, interne Machtkämpfe, Spendenskandal, Antisemitismusdebatte und Möllemanns Selbstmord.

Vor den Kulissen verlor Kothé nie die Ruhe. Sein Krisenmanagement bei den Liberalen bestand darin, die Krise gar nicht erst zu leugnen. Stattdessen war er offen, gesprächsbereit und manchmal sogar amüsiert über das Chaos, das seine Chefs hinterließen. Und er pflegte seine Kontakte in allen Redaktionen.

Mit Gelassenheit hat Kothé auch Köhler vermarktet. Pro Jahr wurden nur wenige Interviews gewährt. „Aber dafür wird jedes Mal Substanz geboten“, wie Kothé einst Leipziger PR-Studenten erläuterte. Besonders stolz war er auf den Einfall, dass Köhler die internationalen Finanzmärkte als „Monster“ bezeichnen sollte. Damit wurde er in allen Medien zitiert. Mal sehen, wie sich Köhler mit einem neuen Pressesprecher macht. ULRIKE HERRMANN

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