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ESTHER SLEVOGT
Ferienzeit ist Reisezeit. Da versuchen viele, ihrem Alltag oder sonst was zu entkommen, manchmal bis ans andere Ende der Welt. Aber so recht gelingt das mit dem Entkommen meistens nicht. Man schleppt Ballast, Vorurteile und vor allem sich selbst ja immer mit! Da kann man vielleicht besser an einem See in Mecklen- oder Brandenburg chillen. Muss nicht mit dem Kreuzfahrtschiff in die Karibik: wie das namenlose Ehepaar im Stück des Psychiaters und Regisseurs Christoph M. Gosepath, das (nach der Premiere im Februar) jetzt wieder in der Vierten Welt in Kreuzberg zu sehen ist. „ctp 3.2 #paradies#karibik“ ist es überschrieben, wobei ctp die Abkürzung für Club Tipping Point ist, ein Label, unter dem sich 2007 interdisziplinär arbeitende Künstler zusammengetan haben. #paradies#karibik nähert sich mit Mitteln von Performance und Objekttheater den Karibikbildern, die meist die Tourismusindustrie transportiert. Bilder und Klischees, die von Ursprünglichkeit und paradiesischen Zuständen in der Karibik handeln. Hinter diesen Bildern gibt es aber eine Wirklichkeit. Zum Beispiel die, dass es Ursprünglichkeit gerade in der Karibik nicht geben kann, weil die sogenannten Ureinwohner einst von Europäern ermordet wurden und es eine Mixtur von Zugezogenen aus allen Kontinenten ist, die heute den karibischen Raum bevölkert. Andererseits: Ist diese Diversität am Ende ein Modell für die globalisierte Welt? Fragen, denen dieser Abend nachgehen will. (Vierte Welt: „ctp 3.2 #paradies#karibik“, 1., 2. und 3. August, jeweils 21 Uhr).
Heute beginnt auf dem Alexanderplatz außerdem das 6. Internationale Straßentheaterfestival „Berlin lacht“, dessen Organisatoren sich auch als Lobbyisten für diese Theaterform verstehen, die aus ihrer Sicht hierzulande nicht genug Unterstützung erfährt. Stattdessen müsste man horrende Gebühren an die Stadt entrichten, wie auf der Website des Festivals zu lesen ist. Vom 1. bis zum 18. August werden insgesamt 642 Shows und Performances zu sehen sein: von Varieté und Akrobatik, Pyrotechnik, Slapstick, Musik-, Objekt- und Puppentheater bis zu hoher Performancekunst. Mitglied des unterstützenden Freundeskreises dieses Festivals ist übrigens auch KaterHolzig. (Alexanderplatz: „Berlin lacht“, alle Infos: berlin-lacht.de)
Am Freitag kommt in der Halle Tanzbühne Berlin die neue Arbeit der Compagnie von Toula Limnaios heraus: „The Thing I Am“, eine choreografierte Anatomie der Leidenschaften sowie der ungeheuren Energien, die Gefühle zu entfesseln imstande sind. (Halle: „The Thing I am“, ab 2. 8., 21 Uhr).
■ siehe auch SEITE 2