Text ist seine Party

Er hat es nicht gesucht, dieses Haus. Aber es kam ihm zupass, als er hörte, dass es zu haben sei: Ab heute gehört das Literaturhaus-Café in Hamburg-Uhlenhorst Vijay Sapre. Er hat es direkt aus der Insolvenz herausgekauft, sodass die Mitarbeiter jetzt doch weiter Gehalt beziehen können.

Und Sapre ist hochzufrieden mit der neuen Herausforderung, auch mit der Art, wie sie zu ihm kam. „Ich bin kein Mensch, der groß plant im Leben“, sagt er. Er wartet lieber auf Gelegenheiten.

Er fährt damit nicht schlecht. 1996 zum Beispiel hat er mit einem Kumpel die Online-Autobörse mobile.de gegründet. „Mich hat dieses Medium interessiert. Damals war das Internet ja noch neu“, erzählt er. „Außerdem ist Programmieren für mich eine Kunstform.“

Als sich’s ausfasziniert hatte, verkaufte er die Firma derart profitabel, dass er seither keine Geldprobleme mehr hat. Sich träge in einen Elbvilla-Garten legen wollte Sapre aber nicht, deshalb hat er ein Praktikum beim Sternekoch Gutbert Fallert gemacht. Sapre gefiel das, aber er war schon 47 und er wollte es nicht mehr zum Beruf machen.

Was dann? Ein neues Food- und Gastro-Magazin gründen: Effilee. Das ist die französische Bezeichnung für ein schlankes Messer. Und für gerupftes Geflügel. Effilee existiert seit fünf Jahren und läuft mittelmäßig, aber es macht Spaß. „Und einige unserer Autoren“, sagt Sapre, „haben schon im Literaturhaus gelesen. Da schließt sich der Kreis.“ Bei den Verhandlungen über das Café habe er deshalb sofort gedacht: Das passt. „Das Thema interessiert mich, Literatur auch: Text ist meine Party!“

Sein Name stammt übrigens von seinem indischen Vater, der noch regen Kontakt zur Verwandtschaft hält. Vijay Sapre fährt auch gelegentlich hin, aber mit weniger Enthusiasmus. „In meiner Jugend war ich mit vielen Hippies zusammen, die einen derartigen Indien-Kult betrieben haben, dass ich auf Distanz gegangen bin“, sagt er. Aber er hege keine Abneigung gegen das alles. Eher eine freundliche Gelassenheit.  PETRA SCHELLEN