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Archiv-Artikel

Sendebewusstsein2

Die FSK-Radiosendung „Sunday Service“ wird zehn und feiert sich mit einem Festival mit Kurzfilmen, Bands und DJ-Duellen. Die Macher aber bleiben bescheiden

VON MATHIAS BECKER

Geschwister lieben sich. Und sie hassen sich auch ein bisschen. Vielleicht ist genau dieses Beziehungsspiel ein Erfolgsfaktor der Radiosendung „Sunday Service“, die seit nunmehr zehn Jahren allmontaglich vom Freien Sender Kombinat (FSK) über den Äther geschickt wird. Aus einer Laune entstanden, hat sich die Sendung des Geschwisterpaars Sandra und Patrick Ziegelmüller zu einem Qualitätsprodukt in der Hamburger und – das Internet macht‘s möglich – deutschen Radiolandschaft entwickelt. Dabei hat alles ganz spontan angefangen.

„Als FSK 1996 auf Sendung ging, fragte uns ein Freund, ob wir nicht Interesse hätten, mitzumachen“, erzählt Patrick. Mit acht Leuten und der Idee, dem Mainstreamgedudel im Rundfunk die Stirn zu bieten, setzte man sich damals ans Mikrofon. Nach und nach sprangen Mitstreiter ab – nur Sandra und Patrick blieben. Bis heute senden die Musikwissenschaftlerin und freie Journalistin und der Molekularbiologe jeden Montag von 22 Uhr bis ein Uhr morgens Gitarrenmusik, Elektro und HipHop. Sie geben Konzerttipps, führen Interviews mit Musikern, denen die ganz großen medialen Feuerwerke versagt bleiben – oder pflegen ihren legendär-notorischen Geschwisterzank. Sendungen, die auf Heiligabend oder Silvester fallen, werden vorproduziert. Krankheiten müssen schon symptomintensiv sein, bis sie einen von beiden zwingen, die Sendung des anderen vom Bett aus zu verfolgen.

Dabei hat sich auch im Leben der 32- und des 39-Jährigen einiges geändert: Patrick ist mittlerweile promoviert und lehrt an der Uni. Sandra ist Mutter eines Zweijährigen. Und doch denkt keiner der beiden daran, aufzuhören. „Gerade im Bereich unserer Musik hat sich so enorm viel getan“, versucht Patrick das Durchhaltevermögen der beiden zu erklären. Doch warum ausgerechnet seine Schwester und er, die als „Team Z“ auch im Pudel Club Musik auflegen, sich seit einem Jahrzehnt Woche für Woche an die Regler setzen, bleibt gewissermaßen rätselhaft.

„Schön ist natürlich, wenn ich im Club auf die Sendung angesprochen werde“, meint Patrick. Und das Publikum scheint dankbar zu sein für die Leistung der Ziegelmüllers. „Einmal saßen wir im Sommer bei einer Bullenhitze im Studio und bestellten aus Spaß Eis bei unseren Hörern – kurz darauf kam jemand mit zwei riesen Eisbechern vorbei“, erinnert sich Patrick.

Mittlerweile ist „Sunday Service“ zu einer Institution geworden: Die Sendung ist auf „Bermudafunk“ in Heidelberg und Mannheim zu hören, wird wöchentlich 20.000 Mal auf iPods geladen. 2003 und 2005 wählten die Leser des monatlich erscheinenden Pop-Gesetzbuches Spex die FSK-Sendung zur besten des Jahres.

Und so ist die Feier des zehnten Jahrestages an diesem Wochenende gar als „Festival“ angelegt: Schon seit gestern laden Ziegelmüllers zu Bands, Kurzfilmen und DJ-Battles – darunter das „Sunday Service“-Team gegen Spex-Redakteure. Die Prominenz indes, zu der sie es gebracht haben, perlt an den Ziegelmüllers ab: „Alles kein Grund“, meint Patrick, „sich auf die Schulter zu klopfen.“

10 Jahre Sunday Service (2) mit Rivulets, Jel, Numbers, Spex vs. Sunday Service DJ-Battle und Kurzfilmprogramm: Sa, 19 Uhr, Knust