: Wirtschaft statt Artenschutz
CITES Ökonomische Interessen spielen auf der Konferenz in Doha eine große Rolle. Darunter leiden vor allem Fische und Korallen. Immerhin: Elfenbeinhandel bleibt weiter verboten
VON CHRISTOPH GURK
Montag war ein guter Tag, wenn man Elefanten mag: Tansania und Sambia dürfen auch weiterhin international nicht mit Elfenbein handeln. Das beschloss am Montag die Konferenz des Washingtoner Artenschutzabkommens Cites in Doha, Katar. Tierschützer sind erleichtert, wenn auch nicht überrascht. „Es wäre ein Skandal gewesen, wenn dieser Antrag durchgegangen wäre“, sagte Daniela Freyer von der Tierschutzorganisation Pro Wildlife. Denn beiden Staaten wird vorgeworfen, die wilde Elefantenjagd und den Schmuggel nicht unter Kontrolle zu haben.
Am Donnerstag werden die 2.000 Delegierten Doha wieder verlassen, nach insgesamt 13 Tagen Konferenz, die trotz einiger Erfolge für Tierschützer im Großen und Ganzen enttäuschend waren.
Haie, Thunfisch, Eisbären, Korallen – fast alle wichtigen und mit Spannung erwarteten Anträge wurden abgelehnt. Kritiker sehen den Grund dafür vor allem im wachsenden Einfluss von Lobbyverbänden und wirtschaftliche Interessen. „Die Cites-Konferenz wurde dieses Mal von der Ökonomie regiert“, sagt Volker Homes von der Umweltorganisation WWF. Haifischflossensuppe zum Beispiel oder Sushi aus Rotem Thunfisch sind in China und Japan sehr beliebt, die Fischereilobby machte deshalb schon im Vorfeld der Konferenz Stimmung gegen Handelsbeschränkungen. Mit Erfolg: „Die Anträge wurden hier gnadenlos niedergestimmt“, erzählt Homes, der in Doha die Verhandlungen verfolgte.
Ähnliches gilt für die Rote Koralle, sie wird vor allem für die Schmuckherstellung verwendet, ein Kilo kostet bis zu 1.500 Dollar. Im Mittelmeer gibt es nur noch einige wenige Exemplare, doch auch hier wurde die Resolution für einen besseren Schutz von der Mehrheit der Mitglieder abgelehnt. „Das war dann der zweite Kniefall der Cites vor der Fischereilobby“, sagt Homes.
Wie groß der Einfluss ist, den die Wirtschaft mittlerweile auf die Entscheidungen bei der Cites hat, zeigte sich umgekehrt bei Arten mit weniger großen kommerziellen Nutzen. So wurde ein Antrag für Handelsbeschränkungen für den Rotaugenlaubfrosch aus Südamerika angenommen, genauso wie der Schutz von Molcharten und Leguanen. Diese Tiere werden zwar international gehandelt und landen meist in Terrarien in Europa, es lässt sich aber wesentlich weniger Geld mit ihnen verdienen als mit dem Handel von Thunfisch, Haien oder Korallen.
Für viel Aufregung sorgte dagegen der Antrag für eine Verschärfung der Handelsbeschränkungen für Eisbärenprodukte. Obwohl weltweit nur noch maximal 25.000 Exemplare leben, wurde er abgelehnt – auch mit Hilfe der EU-Staaten. Weil es dabei um Handelsbestimmungen ging, greifen EU-Bestimmungen, wonach alle 27 Staaten einstimmig entscheiden. In diesen Fall gegen den Artenschutz, was auch mit der in Grönland noch immer von den Inuits praktizierten Eisbärenjagd zusammenhängen dürfte. „Die EU hat die Eisbären eiskalt abserviert“, sagte Daniela Freyer von der Tierschutzorganisation Pro Wildlife. „Das Handelsverbot hätte jedes Jahr hunderten Eisbären das Leben retten können.“ Andere Organisationen wie der WWF geben der EU jedoch recht: „Faktisch hätte ein Verbot die Situation der Eisbären nicht verändert“, sagt Volker Homes. „Ihr Problem ist der Klimawandel, deswegen hätte man letztes Jahr in Kopenhagen Entscheidungen gebraucht.“
Trotz der Rückschläge sieht er die Cites prinzipiell positiv. Denn wenn die Anträge erst einmal beschlossen sind und die Tiere in eine der Schutzklassen eingeteilt sind, kann die Cites Sanktionen gegen vertragsbrüchige Staaten verhängen.