: „Teilweise unverkäuflich“
TAGUNG Bremen wird noch einmal für drei Tage zum Zentrum der Internationalen Baumwollwelt
■ ist Jurist und seit 1986 geschäftsführender Direktor der Baumwollbörse
taz: Herr Wellmann, heute beginnt die 30. Internationale Baumwolltagung in Bremen. Dass sie hier stattfindet, ist aber doch eher eine Reminiszenz an alte Zeiten, oder?
Jan Wellmann: Nein. Die Tagung hat sich gegen den Trend der textilverarbeitenden Industrie in Europa gut behauptet.
Aber Bremen spielt für den Baumwollmarkt doch kaum mehr eine Rolle.
Das ist richtig. Auch renommierte und alteingesessene Firmen sind mittlerweile ausgeschieden. Es hat hier ein gewaltiger Konzentrationsprozess stattgefunden. Die Zeiten, in denen hier die Baumwolle aus den Schiffen im Hafen quoll, die sind vorbei.
Und die Preise werden auch woanders gemacht.
Das war eigentlich immer schon so. Den Terminhandel haben wir bereits 1971 eingestellt. Unsere Hauptfunktion besteht heute darin, dem Handel ein Regelwerk zur Verfügung zu stellen.
Dabei geht es ja auch um die Qualität. Wie kontrollieren sie das in China?
China ist der weltgrößte Baumwollproduzent und -verarbeiter. Die Ware wird aber genauso kontrolliert wir bei allen anderen. Allerdings ist es in China sehr schwierig, die internationalen Regeln durchzusetzen. Die haben da ihre eigenen Vorstellungen. Auch gibt es dort weniger Hemmschwellen, etwas nicht zu zertifizieren.
Da darf die Baumwolle gerne gentechnisch verändert sein.
Weltweit hat diese Baumwolle heute bereits einen Anteil von 70 Prozent, in Australien oder den USA sogar 90 Prozent.
Gibt es schon einen relevanten Markt für Biobaumwolle?
Ja, aber er ist relativ klein. Im Moment ist das Preisniveau auch für konventionelle Baumwolle sehr hoch, so dass die Biobaumwolle teilweise unverkäuflich ist. Bislang war die in der Produktion mindestens ein Drittel teurer.
INTERVIEW: JAN ZIER