Vogelgrippe-Verdacht bei Bayern-Enten

400 Tiere in fränkischem Geflügelzuchtbetrieb wurden getötet. Angst vor erstem Auftreten des H5N1-Virus bei Nutztieren in Deutschland. Geflügelwirtschaft macht kleine Betriebe für Probleme verantwortlich. Absatz von Brathähnchen geht zurück

AUS MÜNCHEN MAX HÄGELER

Wegen des Verdachts auf Vogelgrippe in einem Geflügelzuchtbetrieb herrschte in Bayern gestern helle Aufregung. Im oberfränkischen Ort Lichtenfels waren am Samstag sieben Entenküken verendet, das bayerische Gesundheitsministerium bestätigte nach einem Schnelltest Influenza A als Todesursache. Sicherheit bestand bis Redaktionsschluss aber nicht: Das Friedrich-Loeffler-Institut auf der Ostsee-Insel Riems arbeitet noch an der abschließenden Diagnose.

Im Falle eines positiven Ergebnisses wäre dies das erste Auftreten des gefährlichen H5N1-Virus in einem deutschen Zuchtunternehmen. In Deutschland ist das Virus bislang nicht bei Nutztieren aufgetreten. Das Geflügel des betroffenen Hofes in Bayern wurde inzwischen getötet. Um den betroffenen Betrieb hat man eine Sperrzone eingerichtet. Nach ersten Recherchen stammten die befallenen Jungenten aus einem Betrieb in Niedersachsen. Dort ist bislang jedoch kein weiterer Verdachtsfall festgestellt worden.

Der bayerische Landesverband für Geflügelwirtschaft glaubt deshalb, dass sich die Tiere in ihrer zweiten Heimat Oberfranken angesteckt haben, weil sich der betroffene Betrieb nicht ausreichend an die geltenden Hygieneregeln gehalten habe. „Kleine Betriebe sind generell ein größeres Risiko“, sagte Verbandssprecher Bernd Adleff. In dem Lichtenfelser Betrieb wurden etwa 400 Tiere – Enten, Hühner und Gänse – gehalten. „Es spricht einiges dafür, dass sie Zugang zu einem offenen Gewässer gefunden haben.“

Für seinen Kollegen Thomas Janning vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) würde der erste H5N1-Fall in einem deutschen Nutztierbestand immerhin auf ein funktionierendes Risikomanagement hindeuten. Von der ersten Meldung des Hofbesitzers über den Test bis hin zur Keulung hätten alle vorgesehenen Maßnahmen schnell funktioniert. Die Vorsorge sei auf einem hohen Niveau, glaubt Janning. Wie bisher auch würde jeder Bestand in Deutschland vor der Schlachtung von einem Amtstierarzt kontrolliert, „der schnell sieht, ob etwas nicht stimmt“. Allerdings kann auch der Geflügelexperte Janning nachvollziehen, dass die Deutschen weniger Hähnchen essen: „Wir spüren deutlich, dass den Leuten der Appetit vergeht – seit Herbst hat unsere Branche Umsatzrückgänge von 15 bis 20 Prozent zu verkraften.“

Auch der Geflügelschnellbrater Wienerwald vermeldet Umsatzrückgänge in seinen 65 deutschen Filialen. „Derzeit aber noch unter fünf Prozent, betroffen sind vor allem halbe Hendl“, so Marketingleiter Markus Nippold, dessen Betrieb im letzten Jahr drei Millionen Hühnchen verbraucht hat.

Bisher ohne Absatzeinbrüche verkauft Wienerwald dagegen Gerichte, denen man das Tier auf dem Teller nicht mehr so ganz ansieht: Wings und Schnitzel. Wienerwald-Manager Nippold verweist auf das geschlossenene „und sichere“ System bei der deutschen Hühneraufzucht: „Die Tiere kommen als Küken in große Hallen und haben danach nie wieder Kontakt zur Außenwelt.“ Von Hygieneproblemen, wie sie „bei kleinen Entenbrütereien“ auftreten können, sei Wienerwald deshalb nicht betroffen. Aber Nippold gibt zu: „Wir machen uns schon Sorgen. Vor allem, wenn es dann doch die großen Hühnerställe erwischt.“

An die Haushalte der privaten Verbraucher gewandt, versichert das bayerische Gesundheitsministerium: „Bei 70 Grad werden die Viren abgetötet. Also das Fleisch ordentlich durchgaren – wie vorher auch!“ Diese Information entspricht dem Kenntnisstand der Weltgesundheitsorganisation WHO.