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Archiv-Artikel

Gratulation für den Wahlsieger

MALI Der vom Militär unterstützte ehemalige Regierungschef Ibrahim Boubacar Keita ist der neue gewählte Präsident. Jetzt: Wiederaufbau

„Armee und Religion sind während dieser Wahl zum Einsatz gekommen wie nie“

SOUMALIA CISSÉ, WAHLVERLIERER

VON DOMINIC JOHNSON

BERLIN taz | Wie schon nach dem ersten Durchgang der Präsidentschaftswahl hat Mali auch nach der Stichwahl nicht auf das Wahlergebnis gewartet. Noch bevor irgendeine offizielle Zahl des Urnengangs vom Sonntag vorlag, besuchte Präsidentschaftskandidat Soumalia Cissé in der Nacht zum Dienstag in der Hauptstadt Bamako seinen Gegenkandidaten Ibrahim Boubacar Keita und gratulierte ihm zu seinem Wahlsieg. Laut inoffiziellen Zahlen lag „IBK“ zu diesem Zeitpunkt bereits klar vorn.

Aus der ersten Wahlrunde am 28. Juli war IBK, ein Politiker aus Malis Süden, der vom Militär unterstützt wird, mit 39,8 Prozent der Stimmen als klarer Sieger hervorgegangen. Cissé, ein ehemaliger westafrikanischer Währungshüter aus dem nordmalischen Timbuktu, lag mit 19,7 Prozent weit abgeschlagen zurück.

Durch die nächtliche Anerkennung seiner Wahlniederlage und auch mit einer Pressekonferenz, die er am Dienstagmittag in Bamako gab, schaffte Cissé es immerhin, dass vor allem seine Einschätzung gehört wurde. Es gebe keinen Grund, gegen das Wahlergebnis zu klagen, stellte Cissé klar. Er hoffe, dass der neue Präsident jetzt „seine Arbeit machen“ werde. Er selbst, so Cissé, werde Malis Demokratie „durch Kritik, und Widerspruch“ voranbringen. Und, in einem Seitenhieb gegen die Kräfte, denen IBK Cissés Meinung nach den Sieg verdankt: „Armee und Religion sind während dieser Wahl zum Einsatz gekommen wie nie zuvor. Es wäre wünschenswert, dass die Armee nicht auf der politischen Bühne spielt, dass die Religion nicht auf der politischen Bühne spielt.“ Ein zur Armee gehörender Minister hatte IBK schon kurz nach dem ersten Wahlgang zum Sieger erklärt.

Die Wahlbeteiligung am Sonntag lag mit rund 45 Prozent etwas niedriger als in der ersten Runde, bei der 49 Prozent ihre Stimme abgegeben hatten, aber höher als sonst in Mali. Starke Regenfälle im Süden des Landes dürften manche vom Wählen abgehalten haben. Die EU-Wahlbeobachter lobten den Wahlverlauf, empfahlen aber eine Veröffentlichung der Ergebnisse aufgeschlüsselt nach Wahllokalen. Das hatte es bei der ersten Runde nicht gegeben. Es war aber jeder neunte Stimmzettel für ungültig erklärt worden. Wäre IBK schon nach dem ersten Wahlgang zum Sieger erklärt worden, hätte es Streit gegegeben.

Es stellt sich nun die Frage, mit wem Präsident Keita regieren wird. Parlamentswahlen stehen noch aus. Malis regierungsnahe Tageszeitung Les Echos erinnerte am Dienstag daran, dass die amtierende Übergangsregierung unter Präsident Dioncounda Traoré und Premierminister Diango Cissoko neben der Befriedung des Nordens und des Abhaltens von Wahlen noch andere Aufgaben hatte: „Soziale Befriedung, Beruhigung des politischen Klimas, Rückkehr der Verwaltung an die Arbeit und Anschieben der Wirtschaft.“ Jetzt „wird das Werk der nationalen Versöhnung, des Aufbaus und der Ausrüstung der nationalen Armee sowie die Rettung des Staatsgebietes weitergehen“.

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