: Atomstreit: Grüne suchen dritten Weg
Loske bleibt bei Rücktritt und sieht „fundamentalen Unterschied“ zu Trittin. Umweltexperten wollen schlichten
BERLIN taz ■ Die Grünen-Spitze in Berlin wirkt nach dem Rücktritt von Reinhard Loske ratlos. Alle Versuche, den für Umwelt zuständigen Fraktionsvize zum Rücktritt vom Rücktritt zu bewegen, sind zunächst gescheitert.
„Der Knall war jetzt so groß, dass der Rauch erst mal verwehen muss“, sagte der Bundestagsabgeordnete Hans-Josef Fell der taz. Fell hatte zuvor an einem Krisentreffen der Fraktionschefs Fritz Kuhn und Renate Künast mit Loske und den anderen Umweltexperten teilgenommen. Viel scheint dabei nicht erreicht worden zu sein – außer dem allseitigen Bekunden, man wolle sich um einen Kompromiss im Streit um die Endlagersuche bemühen. „Die Umweltpolitiker schlagen der Fraktion vor, die inhaltliche Diskussion zur Atommüllendlagersuche wieder aufzunehmen und zu einem breit getragenen, nach vorne weisenden grünen Vorschlag zu kommen“, erklärte Loskes bisherige Stellvertreterin im Arbeitskreis Umwelt, Ulrike Höfken, der taz. Loske aber blieb bei seinem Rücktritt, den er nach seiner Abstimmungsniederlage am Dienstag verkündet hatte – verbunden mit dem drastischen Kommentar, als Ökologe fühle er sich bei den Grünen ziemlich einsam.
Die Fraktionsmehrheit hatte Loskes Konzept zur Endlagersuche abgelehnt, obwohl der gesamte Arbeitskreis Umwelt hinter ihm stand, und für den Vorschlag des früheren Umweltministers Jürgen Trittin votiert.
Die Fraktionschefs stimmten für Loskes Konzept, schätzten aber offenbar sowohl die Mehrheitsverhältnisse als auch Loskes mögliche Reaktion auf eine Niederlage falsch ein. Jedenfalls ließen sie die Situation eskalieren, statt die Abstimmung zu verschieben. Nun half alles Flehen nichts. „Wir bitten dich, überleg es dir noch einmal“, schrieben Kuhn und Künast an Loske. „Von Spannungen zwischen dir und Jürgen wussten wir, aber niemand konnte absehen, dass daraus in Bezug auf eine Sachabstimmung solche Konsequenzen gezogen würden.“
Loske antwortete darauf in einem Schreiben an Kuhn und Künast, das der taz vorliegt: „Spielt den Sachkonflikt nicht zu einem persönlichen Konflikt zwischen Exminister Trittin und mir herunter. Es ging um den in der Sache durchaus fundamentalen Unterschied zwischen einer öffentlichen und einer privaten Suche nach einem Endlager für Atommüll.“ Einige seiner Kollegen im Arbeitskreis Umwelt erklärten gestern, sie hofften dennoch, dass man einen „dritten Weg“ finden könne. Denkbar sei ein „Mischmodell“.
LUKAS WALLRAFF