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Archiv-Artikel

Liberias Exdiktator Taylor soll vor Gericht

Pünktlich zu US-Besuch fordert Präsidentin Johnson-Sirleaf Auslieferung des im Exil in Nigeria lebenden Charles Taylor

Von D.J.

BERLIN taz ■ Charles Taylor, Präsident von Liberia zwischen 1996 und 2003 und international gesuchter Kriegsverbrecher, muss sein Exil in Nigeria voraussichtlich demnächst verlassen. Eine Sprecherin des nigerianischen Präsidenten Olusegun Obasanjo erklärte Ende letzter Woche, Liberias neu gewählte Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf habe formell um Taylors Auslieferung gebeten. Obasanjo sei nun dabei, sich mit afrikanischen Amtskollegen zu beraten. Wenn diese grünes Licht gäben, „wird es so kommen“, so Sprecherin Remi Oyo.

Johnson-Sirleaf bestätigte dies in New York. Sie befindet sich derzeit in den USA und wird morgen vor beiden Häusern des US-Kongresses eine Rede halten. Die USA gelten als Hauptbefürworter einer Auslieferung Taylors an die Justiz. Gegen den Expräsidenten liegt vom internationalen Kriegsverbrechertribunal in Sierra Leone Haftbefehl vor. Taylor soll in den 90er-Jahren sierra-leonische Rebellen aufgerüstet haben, die ihren Krieg durch Export von Diamanten über Liberia finanzierten.

Dass Taylor noch nicht vor Gericht steht, hängt mit der Friedensregelung zusammen, die im Sommer 2003 von westafrikanischen Staaten für Liberia ausgehandelt wurde. Damals kontrollierten Rebellen, von Guinea und der Elfenbeinküste unterstützt, den Großteil Liberias und belagerten die von Taylor gehaltene Hauptstadt. Um ein Blutbad zu vermeiden, willigte Taylor in den Machtverzicht ein und handelte sich dafür freies Geleit nach Nigeria aus, wo er in der Stadt Calabar lebte und vor einer Auslieferung geschützt war. Liberia fand zum Frieden zurück, gekrönt durch freie Wahlen im November 2005. Seitdem drängen Menschenrechtler Nigeria immer heftiger, Taylor herauszugeben.

Johnson-Sirleaf selbst hatte in ihrem Wahlkampf nicht auf einen Prozess gegen Taylor gedrängt und in ihre Regierung auch Anhänger des Expräsidenten aufgenommen. Doch inzwischen drängen die Geldgeber, die Liberias Wiederaufbau finanzieren, auf ein Ende der Straflosigkeit für den Expräsidenten. Anfang März war Taylors Schicksal ein Hauptthema, als Johnson-Sirleaf Nigeria besuchte.

Die Nachricht von Taylors bevorstehender Auslieferung sorgte in Liberia selbst für Spannungen. Auf dem Markt der Hauptstadt Monrovia wurde ein Mann bei einer Auseinandersetzung mit einem Messer verletzt. Parlamentspräsident Edwin Snowe kritisierte, Johnson-Sirleaf hätte vor ihrer Stellungnahme das Parlament konsultieren müssen. Drei frühere Mitarbeiter Taylors wurden in Monrovia unter dem Verdacht von Putschvorbereitungen festgenommen. D.J.