: Drehtürpsychiatrie, sozialer Abstieg
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Die Renaissance der Elektrokrampftherapie ist für die Gruppe der Psychiatriebetroffenen sehr bedenklich. Dabei wird in erheblichem Maß das Selbstbestimmungsrecht des Patienten missachtet: Die Anhänger der biologischen Therapie zwingen die Patienten faktisch in den Kliniken, an ihren Maßnahmen teilzunehmen.
Die Erfolge der in Deutschland betriebenen Psychiatrie mit ihrem einseitigen biologischen Ansatz (vor allem Tabletten und jetzt wieder die Elektroschocktherapie) sind zudem sehr zweifelhaft: Die Mehrzahl der Patienten gerät in einen lebenslangen Kreislauf der Drehtürpsychiatrie und des sozialen Abstiegs, weggestellt bei minimaler Sozialhilfe oder ein Leben auf Unterhaltsverpflichtung der Eltern beruhend. Nach Angaben der Frankfurter Rundschau haben nur 10 Prozent der Psychiatriepatienten einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt, das zeigt, wie flächendeckend der Kreislauf der Verelendung, des chancenlosen sozialen Abstieges ist, der maßgeblich von diesem psychiatrischen System organisiert wird.
Ausnahmewissenschaftler wie Prof. Ruppert von der katholischen Stiftungsuniversität München, die beispielsweise Psychosen rein psychotherapeutisch behandeln und auflösen, werden vom Gesundheitswesen willkürlich ausgegrenzt. Die PatientInnen sind zu schwach, um ihre Interessen wahrzunehmen, sie werden zur (lukrativen) Dauerkundschaft der biologischen Mediziner, das betriebswirtschaftliche Absatzoptimum für die Pharmaindustrie und bequeme Kunden für konzeptlose Verhaltenstherapeuten des Gesundheitswesens. RONALD GLESS, Frankfurt am Main