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Archiv-Artikel

Schlachthof wird umzingelt

PROTEST

Von CABI

Nächste Woche bekommt Europas größter Geflügelschlachthof Besuch: Tierrechtsschützer wollen dort campieren. Denn in Wietze (Landkreis Celle) sterben Tiere, und das effizient: Fünf Hähnchen pro Sekunde, 430.000 Hähnchen am Tag, macht 156.950.000 im Jahr. Außerdem liefert der Betreiber Emsland Frischgeflügel Küken und konzerneigenes Kraftfutter an die Bauern. Die Tiere erreichen in 30 bis 40 Tagen ihr Schlachtgewicht – unter normalen Bedingungen würden sie sechs Jahre alt. 2.200 Mitarbeiter sind für Unternehmer Franz-Josef Rothkötter beschäftigt.

Seine mehr als 900 Gegner von der Bürgerinitiative Wietze versteht er nicht: „Wir können ja auch sagen, wir produzieren in China“, sagte Rothkötter der Süddeutschen Zeitung, als 2010 schon einmal protestiert wurde: Damals besetzten Protestler mehrere Monate lang das Baugelände.

Nun ruft ein Bündnis aus 29 Organisationen und Unternehmen zum Protestcamp auf, vom Deutschen Tierschutzbund bis hin zu Schrot und Korn. Das Motto: „Wir haben Agrarindustrie satt!“ Von Donnerstag bis Sonntag gibt es in Wietze Podiumsdiskussionen und Workshops, Konzerte und einen ökumenischen Gottesdienst. Ihren Höhepunkt dürften die Aktionen am kommenden Samstag erreichen: Im Anschluss an eine Kundgebung am Wietzer Droschkenplatz (13 Uhr) soll ab 15 Uhr das Schlachthofgelände umzingelt werden.

„Die Umzingelung ist symbolisch gemeint“, sagt Sprecherin Iris Kiefer. „Es geht nicht konkret gegen das Unternehmen und seine Mitarbeiter. Für uns steht dieses für eine allgemeine und abzulehnende Entwicklung.“ Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl wenden sich die Protestierenden an die Politik: „Der Megaschlachthof in Wietze ist ein Symbol für die verfehlte Agrar- und Lebensmittelpolitik der bisherigen Bundesregierung“, sagt Jochen Fritz vom Protestbündnis. „Wie kaum ein anderer Ort in Deutschland steht er für das System der industrialisierten Landwirtschaft.“ Der Fokus einer künftigen Agrarpolitik solle auf dem Wohl der Menschen, der Tiere und der Umwelt liegen, so Fritz weiter.

Anschauungsmaterial wird es schon jetzt, an diesem Wochenende, in mehr als 950 deutschen Städten geben – und es kommt auf den Grill. Bei Mobilisierungs-Partys werde man sich über Lebensmittelproduktion und ihre ökologischen und sozialen Konsequenzen austauschen können, sagt Kiefer. „Jede Grillparty liefert dann ihr eigens gestaltetes Banner zu den Protesttagen nach Wietze.“  CABI

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