JÖRN KABISCH ANGEZAPFT : Ein Kölsch von rechts der Elbe
Könnte ein Funkenmariechen sein, die blau gekleidete Frau mit den blonden Zöpfen auf dem Etikett, nur der Dreispitz fehlt. Und: Das Stammhaus der Brauerei liegt tatsächlich in Cölln, wenn auch in Sachsen, auf rechtselbischer Seite.
Es gäbe also einige Gründe, von einem Kölsch zu sprechen. Gebraut ist das Elbsommer aus der Privatbrauerei Schwerter Meißen ganz nach dem rheinischen Verfahren. Aber man sollte vorsichtig sein, Kölsch zu nennen, was nicht aus Köln kommt. Am Rhein wird die Marke, die noch gar nicht so alt ist, eifersüchtig bewacht. Obwohl erst 1918 erstmals ausgeschenkt, ist Kölsch eine der ältesten geschützten Herkunftsbezeichnungen in Deutschland. Und es gibt nicht mal mehr ein Dutzend Hersteller, die das Bier brauen, das in niedlichen Gläsern, den Stangen, und im Kranz serviert wird. Da kann Abgrenzung nicht schaden, wenn die Konkurrenz die Pilspfade verlässt und es auch mit hellen, obergärigen Bieren versucht – lange so etwas wie ein Monopol der Kölner. Mit obergärigen Hefen lässt sich meist mehr Aroma erzielen als mit der vom Pils bekannten untergärigen Verwandtschaft.
Genau daher eignet sich das Kölsch eben doch gut als Vergleich, um das Saisonbier aus Sachsens ältester Privatbrauerei zu beschreiben. Das Elbsommer aus Meißen hat einen ähnlichen Alkoholgehalt, bei gleicher Stammwürze. Die Farbe ist hellgolden, leicht trüb, die Schaumkrone fast weiß und sehr cremig. Das kann sich sehen lassen. Doch was sich als erfrischend spritziges Bier präsentiert, kommt mit einem extrem schlanken Körper. Man merkt ihm kaum Malzaromen an, anders als den meisten Vertretern vom Nordrhein. Dafür setzt sich ein bitter-fruchtiges Aroma durch, mit leicht zitronigen Anklängen. Im Abgang ist das Bier recht trocken. Je mehr man trinkt, desto klarer wird: In kölschen Stangen hat es doch wenig zu suchen.
■ Elbsommer, Privatbrauerei Schwerter Meißen, Stammwürze 11,5 %, Alkohol 4,5 % Vol.