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Archiv-Artikel

Die befreite Langzeitgeisel

Am Dienstag um 17.44 Uhr Ortszeit landete Pablo Moncayo in der Freiheit. Auf dem Flughafen der südkolumbianischen Stadt Florencia stieg er lächelnd und munter aus dem Hubschrauber. „Langsam!“, versuchte er seiner auf ihn zustürmenden Familie mit Gesten zu verstehen zu geben. „Auf die paar Sekunden kommt es jetzt auch nicht mehr an.“ Zwölf Jahre und drei Monate war der Soldat der kolumbianischen Armee in der Gewalt der Farc-Guerilla. Damit ist der heute 31-Jährige eine der am längsten festgehaltenen Geiseln.

Geboren wurde Pablo Moncayo am 26. Februar 1978 in Sandona, einem kleinem Ort in der Provinz Nariño. Er ist der große Bruder von vier Schwestern, die jüngste sah er am Dienstag zum ersten Mal. Als junger Mann ging er zur Armee, deren Uniform er auch die ganze Zeit seiner Gefangenschaft stolz getragen habe. Es ist nicht wichtig, was ich über die Farc denke, denn dies ändert die Geschichte Kolumbiens nicht, sagte er der Presse. „Die Farc ist eine unsichtbare Realität“, so Moncayo.

Im Dezember 1997 hatte ein Farc-Kommando die Militärbasis Patascoy in Nariño überfallen. Dabei waren 10 Soldaten getötet worden; 18 wurden verschleppt – darunter der damals 19-jährige Pablo sowie der 20-jährige Soldat Libio José Martínez. Martínez befindet sich nach wie vor in der Gewalt der Farc.

Am 24. März 1998 erhielt die Familie Moncayo einen Brief als erstes Lebenszeichen von dem entführten Sohn. Vater Gustavo Moncayo wurde als „Wanderer für den Frieden“ weltweit bekannt. Der 59-jährige Geschichtslehrer legte über 2.500 Kilometer zu Fuß zurück, um für die Freilassung seines Sohnes zu demonstrieren. Mit einer Eisenkette um Hals und Handgelenke symbolisierte er dabei dessen Gefangenschaft.

In Europa wurde er vom Papst und zahlreichen Politikern empfangen. Sohn Pablo hatte davon immer wieder im Radio gehört. „Mit seiner titanischen und unermüdlichen Arbeit hat er dafür gesorgt, dass ich nicht vergessen werde.“ Am Dienstag öffnete er das Schloss und nahm seinem Vater die Eisenkette ab. Nach der Freilassung von Moncayo befinden sich noch 22 Soldaten und Polizisten in der Gewalt der Guerilla. JÜRGEN VOGT