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Archiv-Artikel

Die Last der ungeraden Jahre

Bremens Tourismusmanager verkünden Rekordzahlen – weil die Übernachtungszahlen am Ende des vergangenen Jahres die Verluste von Frühjahr und Sommer 2005 wieder etwas ausgeglichen haben

von Jan Zier

So ganz abnehmen mag man ihm seine Begeisterung nicht. Auch wenn Jörg Kastendiek, CDU-Wirtschaftssenator, von einer „Erfolgsstory“ spricht, dazu „eindrucksvolle Zahlen“ präsentiert, wirkt er dabei nicht eben glücklich. Dabei hat ihm die Bremer Touristik-Zentrale (BTZ) nur Gutes aufgeschrieben, um nicht zu sagen: „Rekordübernachtungszahlen“. Erst im Nebensatz wird klar: Im letzten Jahr sind weniger Gäste nach Bremen gekommen als noch 2004. Und mit dem vergleichbar großen Nürnberg kann man sich auch nicht messen.

Knapp 1,2 Millionen Übernachtungen zählte das Statistische Landesamt im abgelaufenen Jahr, ein Minus von 4,3 Prozent gegenüber 2004. Warum das so ist, kann BTZ-Geschäftsführer Peter Siemering auch nicht so genau sagen, eine Erklärung hat er trotzdem parat: In den „verflixten“ ungeraden Jahren kämen seit jeher weniger Touristen nach Bremen als in geraden. „Das bleibt ein Mysterium“, glaubt Siemering.

Dennoch schwärmt er vom „heißen Herbst“ in Bremen: „Noch nie zuvor waren in den Monaten September bis Dezember so viele Menschen in der Hansestadt wie 2005.“ 424.000 Übernachtungen zählten die Statistiker, mehr als in den drei Vorjahren. Im vergangenen Sommer noch sah das ganz anders aus: Die Gästezahlen brachen um fast ein Fünftel ein, verglichen mit 2004. Die Gründe hat Siemering schnell ausgemacht: Die Chorolympiade war’s. Und das „Space Center“, das 2004 noch geöffnet war.

Im vergangenen Frühjahr gab es einen deutlichen Knick in der so penibel geführten Besucherstatistik. Von einer „Trendwende nach unten“ könne dennoch keine Rede sein, sagt Tourismusmanager Siemering – und weiß dies sofort mit neuen Zahlen zu belegen: Zwischen 1993 und 2004 habe sich die Zahl der Tagesreisenden auf nunmehr 43,8 Millionen verdoppelt. Und auch bei den Übernachtungen sei in dieser Zeit ein Plus von fast 50 Prozent zu verzeichnen gewesen.

Dennoch muss Bremen den Vergleich mit einer ähnlich strukturierten Stadt wie Nürnberg weiterhin scheuen. Zwar habe Bremen „erheblich aufgeholt“, dennoch übersteigen die Gästezahlen der Franken die hiesigen – nach wie vor – bei weitem. Die Messe in Nürnberg ist eben dreimal größer, und für den Weihnachtsmarkt gilt vermutlich Ähnliches.

Und Bremerhaven? Hat im vergangenen Jahr Glück gehabt: Das Auswandererhaus wurde eröffnet, und die „Sail“ lockte Millionen. Ergibt in der Endabrechnung 210.343 Übernachtungsgäste, etwas mehr als im Vorjahr. Von einer „positiven Entwicklung“, einem „Beitrag“, der „geleistet“ wurde, ist die Rede. 3.600 US-Amerikaner haben im vergangenen Jahr die Stadt am Meer gesehen. Immerhin.