: Bald regnet es grüne Dollarscheine in Haiti
GEBERKONFERENZ Staatengemeinschaft verspricht Haiti 10 Milliarden Dollar für Wiederaufbau. Venezuela sagt 2,2 Milliarden zu, Deutschland nur 53 Millionen
NEW YORK/PORT-AU-PRINCE dpa/taz | Haitis Regierung hat sich zufrieden über die Ergebnisse der Geberkonferenz für den Wiederaufbau des erdbebenzerstörten Landes geäußert. „Die Zusagen haben alle unsere Erwartungen übertroffen“, sagte Regierungschef Jean-Max Bellerive nach Angaben der Nachrichtenagentur Haiti Press am Donnerstag. „2030 wird Haiti ein Schwellenland sein und in Einklang mit der Natur, der Kultur und den Gesetzen leben“, behauptete er. Gemeinsam mit dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton wird Bellerive das Komitee für den Wiederaufbau Haitis leiten.
Bei der UN-Geberkonferenz hatten am Mittwoch 59 Staaten und Institutionen fast 10 Milliarden Dollar (7,4 Milliarden Euro) zugesagt, davon knapp 5,3 in den nächsten zwei Jahren. Damit haben UN und USA ihr erstes Ziel deutlich übertroffen. Die Gastgeber hatten 3,9 Milliarden Dollar zum vorrangigen Ziel erklärt, weil diese Summe für den Wiederaufbau in den nächsten 18 Monaten gebraucht werde. Innerhalb von zehn Jahren seien 11,5 Milliarden Dollar nötig.
„Die Freunde Haitis haben sich selbst übertroffen“, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. „Heute sind die Vereinten Nationen vereint für Haiti.“ Jetzt müsse sichergestellt werden, dass das Geld auch wirklich bei den Bedürftigen ankomme. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte, sie sei beeindruckt, dass auch arme Länder wie Senegal und Mali gespendet hätten.
Sogar Mali spendet
Fast drei Viertel des Geldes kamen von vier großen Spendern. Als erste hatte die US-Regierung Haiti 1,15 Milliarden Dollar zugesagt. Für einen Paukenschlag sorgte dann Venezuela, das Haiti fast doppelt so viel versprach: fast 2,15 Milliarden Dollar, wenn auch knapp die Hälfte davon über zehn Jahre verteilt. Übertroffen wurde Venezuela nur von der Interamerikanischen Entwicklungsbank mit 2,2 Milliarden Dollar, von denen aber nur ein Fünftel in den ersten zwei Jahren fließen soll. Die EU sagte dem ärmsten Land in der westlichen Hemisphäre 1,67 Milliarden Dollar zu. Für Deutschland weist die EU einen Anteil von gut 53 Millionen Dollar aus – gegenüber 54 Millionen aus Italien, 188 Millionen aus Frankreich und 466 Millionen aus Spanien.
Die Abschlusserklärung der Geberkonferenz betont, dass die kurzfristige Hilfe „dem Schutz der Bedürftigsten, insbesondere Frauen und Kinder, den sozialen Diensten und der Weiterführung von Gesundheits-, Bildungs- und Wohlfahrtprogrammen“ dienen soll. Haitis Regierung solle Budgethilfen bekommen, um Staatsdiener und Sicherheitskräfte bezahlen und Schulen und Krankenhäuser betreiben zu können. Zugleich sei weiterhin humanitäre Nothilfe nötig. Die Hilfszahlungen sollten den Prioritäten von Haitis Regierung folgen, aber auch „das haitianische Volk in der Ausarbeitung und Ausführung beteiligen“. In diesem Sinne seien eine Beteiligung der Zivilgesellschaft, baldige demokratische Wahlen sowie ein „robustes“ Kontrollsystem nötig.