: Zwei Drittel für Ethik
Nach langem Hin und Her beschließt das Abgeordnetenhaus das neue Pflichtfach Ethik
Alles Hoffen der Kirchen auf Abweichler in den rot-roten Reihen war umsonst. Wie erwartet beschloss das Abgeordnetenhaus am Donnerstagabend mit Zweidrittelmehrheit das neue Pflichtfach „Ethik“. Während Union und FDP heftig protestierten, zeigte sich die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Felicitas Tesch, über die Einführung eines verbindlichen Wertefachs zufrieden: „Das hat bislang keine Regierung in Berlin geschafft, auch nicht die der CDU.“ Der parlamentarische Geschäftsführer des SPD, Christian Gaebler selbst bekennender Protestant, spricht sogar von einer „Chance für andere Länder“.
Das neue Fach startet bereits zum kommenden Schuljahr in den 7. Klassen und wird dann nach und nach bis zur 10. Jahrgangsstufe erweitert. Anders als von den Kirchen, CDU und FDP gefordert, dürfen es die Schüler nicht zu Gunsten des in Berlin weiterhin freiwilligen, aber staatlich mitfinanzierten Religionsunterrichts abwählen. Ungeklärt bleibt schließlich die Rolle der Kirchen. Bei dem neuen Fach sollen alle Religionsgemeinschaften, also von den Kirchen bis hin zur Islamischen Föderation, die Chance zur Kooperation erhalten. Die Entscheidung hierüber trifft aber jede Schule selbst. Unklar ist, inwieweit die Kirchen überhaupt zu einer Zusammenarbeit bereit sind. „Was als Multikulti-Gedanke angefangen hat, schlägt in praktizierte staatliche Intoleranz gegenüber gelebter Religion um“, bemängelte der evangelische Bischof Wolfgang Huber.
Allerdings haben bislang weder die Landeskirche noch das Erzbistum eine Zusammenarbeit eindeutig abgelehnt. Nach dem Parlamentsbeschluss kündigten sie nur an, mit Blick auf die Landtagswahlen im Herbst weiter für eine Änderung der jetzigen Beschlüsse einzutreten. Ob sie danach mehr Zugeständnisse herausholen können, ist höchst ungewiss. Jürgen Heilig, epd