: „Mit Woidke entfällt der Glamour“
ABLÖSE II Der grüne Fraktionsvorsitzende Axel Vogel über die Ära nach Matthias Platzeck
■ 56, ist Fraktionschef der Grünen im Potsdamer Landtag und ein Gegner des Braunkohleabbaus.
taz: Herr Vogel, am Mittwoch wird Dietmar Woidke zum neuen Ministerpräsidenten Brandenburgs gewählt. Was sagen Sie als Opposition?
Axel Vogel: Für uns Grüne ist nicht entscheidend, welche Person das Land führt. Wichtig sind die Inhalte. Da wird sich wenig ändern. Der Koalitionsvertrag bleibt derselbe, die Minister sind dieselben.
Manche sprechen nach dem Rücktritt von Matthias Platzeck von einer Zäsur.
Die gibt es nur im Hinblick auf die Persönlichkeit des Ministerpräsidenten. Mit Manfred Stolpe und Matthias Platzeck hatte Brandenburg zwei charismatische Regierungschefs. Mit Dietmar Woidke entfällt der Glamour. Das ist auch eine Chance.
Eine Chance? Im Gegensatz zu Ihnen ist Woidke ein engagierter Vertreter der Braunkohle.
Platzeck kam mal aus dem Umweltbereich und wurde zum Braunkohlepapst. Woidke kommt aus der Lausitz, dem Braunkohlerevier. Warum soll er sich nicht ebenfalls in eine ganz andere Richtung entwickeln?
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Das meine ich ganz ernst. Jeder kann dazulernen. Das wird aber länger dauern als das eine Jahr bis zur Landtagswahl.
Woidke war einst gegen Rot-Rot. Manche rechnen nach der Wahl 2014 mit einer Rückkehr zur großen Koalition. Wäre das ein dankbarerer Gegner für die Grünen als Rot-Rot?
Nach dem Mehltau von zehn Jahren Rot-Schwarz sind wir Grüne für eine andere demokratische Kultur angetreten. Mit Rot-Rot hat sich hier wirklich viel geändert. Die Opposition wird nicht mehr kategorisch abgeblockt. Es gibt fraktionsübergreifende Anträge, Initiativen von uns werden aufgegriffen. Das würde ich ungern aufs Spiel gesetzt wissen.
Die SPD kann nach der jüngsten Umfrage sowohl mit der Linken als auch mit der CDU regieren. Für Rot-Grün reicht es demnach nicht.
Noch nicht. Richtig ist, dass die SPD zwischen Linker und CDU sitzt und sich aussuchen kann, mit wem sie die Regierung bildet. Die CDU kann es gar nicht erwarten, wieder mitzuregieren. Zur Not machen sich Linke und CDU ganz klein. Das wird es bei uns Grünen nicht geben. Wir geben unsere Kerninhalte nicht preis. Hierzu zählt auch ein klares Bekenntnis zur Energiewende und zum Auslaufen der Braunkohle. INTERVIEW: UWE RADA