LESERINNENBRIEFE
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Überzogene Diskussion

■ betr.: „300 Euro im Monat fürs Lesen“ u. a., taz vom 27. 8. 13

Die Büchergelderhöhung ist sicher fragwürdig, denn so viele Bücher werden ja wohl im Monat nicht gelesen, geschweige denn gekauft. Aber dass jetzt darüber diskutiert wird, ob denn genug Studierende aus Nichtakademikerkreisen gefördert werden, finde ich überzogen. Ich kenne viele Akademiker, die zum Beispiel im sozialen Bereich oder in der Gesundheitsbranche arbeiten, sich mit Honorarjobs über Wasser halten oder arbeitslos sind und deren Kinder gut ein hohes Stipendium gebrauchen können. Akademischer Titel ist nicht gleich hohes Einkommen. KATJA HÖRTER, Remscheid

Aufbruchsgeist kaum spürbar

■ betr.: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, taz vom 26. 8. 13

Ganz herzlichen Dank für diesen Artikel, in dem die so offene und mutige Arbeit von Dr. Ellis Huber gewürdigt wird!

Als Achtundsechzigerin hat es mich gleichzeitig auch etwas traurig gemacht, dass dieser Aufbruchsgeist in der Medizin heute kaum mehr spürbar ist. Ich würde mir mehr kreativen Widerstand wünschen (zum Beispiel gegen das neue DSM, das so deutlich von der Pharmalobby gesponsert wurde, gegen die Maschinenmedizin und vieles mehr). Dr. Huber war vor etwa einem Jahr in Freiburg und hat einen inspirierenden Vortrag gehalten, leider ist das nicht zu einer „Bewegung von unten“ geworden, wie ich als Einladende mir gewünscht hätte. Es braucht mehr Menschen wie ihn, die sich mit gesundem Menschenverstand, Mut und Herzenskraft für eine „Beziehungsmedizin“ einsetzen. REGINA WEISER, Bochum

Man kann ihnen nicht trauen

■ betr.: „Option Angriff“ u. a., taz vom 27. 8. 13

Syrien. Ich bin kein Freund des syrischen Regimes. Aber auch der Krieg im Irak begann mit einer breiten Desinformationskampagne der USA und Großbritannien über die angeblichen Atomwaffenarsenale von Saddam Hussein. Seitdem kann ich der amerikanischen und der britischen Regierung nicht mehr trauen.

Meine Vermutung? Der Zeitpunkt der jetzigen Eskalation hat nicht nur mit dem Giftanschlag in Syrien zu tun, und es ist nicht ganz eindeutig, wer diesen Anschlag wirklich verübt hat. Die USA und Großbritannien stehen unter Zeitdruck: Entweder werden sie auf die internationale Anklagebank wegen der NSA-Affäre und der systematischen Verletzung von Bürgerrechten gestellt oder sie zetteln einen neuen Krieg an, dessen Ausgang unberechenbar ist (s. Iran, Türkei, Israel und Russland).

Die alternative Strategie? Man sollte versuchen, das Verhältnis mit Iran zu verbessern (nach den letzten Wahlen wären die Chancen gut) – und von dieser Seite den Druck auf Syrien erhöhen.

DAVIDE BROCCHI, Köln

Islamisten? Hoppla!

■ betr.: „Islamisten ernennen Botschafterin“, taz vom 28. 8. 13

Islamisten? Hoppla!

Wie schön, dass im Iran, offenbar wohl dank des Präsidentenwechsels, Frauen in ihnen gemäße Positionen gelangen können. Und das durch Islamisten? Habt ihr da vielleicht das falsche Lexikon gegriffen? Man kann sich natürlich manchmal fragen, ob Iran tatsächlich mit Leib, Geist und Seele islamisch ist … aber …istisch wohl doch eher nicht. ERNST-FRIEDRICH HARMSEN, Berlin