Jeder fünfte Berliner von Armut bedroht

ZAHLEN Statistisches Bundesamt: Armutsrisiko in der Hauptstadt ist seit 2006 um 4,2 Prozent gestiegen

In Berlin ist 2012 laut Statistischem Bundesamt mehr als jeder Fünfte von Armut bedroht gewesen. Wie die Behörde am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte, waren es 21,2 Prozent – im Jahr 2006 lag die Armutsgefährdungsquote bei 17 Prozent.

Im Osten Deutschlands galt nach Angaben des Bundesamts fast jeder Fünfte (19,7 Prozent) als relativ arm, in Brandenburg waren es 18,3 Prozent – dagegen war es in der alten Bundesrepublik etwa jeder Siebte (14 Prozent). Im Vergleich zur ersten Erhebung im Jahr 2005 waren das im Osten 0,7 Prozentpunkte weniger und im Westen 0,8 Punkte mehr.

Den größten Anstieg machten die Statistiker im Vergleich der Jahre 2012 und 2005 in Berlin und Nordrhein-Westfalen aus. Am stärksten sank das Armutsrisiko im Vergleichszeitraum in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Am höchsten ist die relative Armut seit 2010 im Stadtstaat Bremen und in Mecklenburg-Vorpommern, die niedrigste Quote wird seit 2005 durchgängig in Baden-Württemberg und Bayern gemessen.

Armutsgrenze 869 Euro

Armut in Deutschland beginnt bei einem Monatseinkommen von 869 Euro netto für eine allein lebende Person und bei 1.826 Euro für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren. Die Statistiker sprechen von relativer Armut, Armutsgefährdung und Armutsrisiko, weil sich die Grenze am mittleren Einkommen orientiert. Absolute Armut messen sie nicht.

Grundlage der Berechnungen ist die Armutsdefinition der Europäischen Union. Nach ihr gelten Menschen als relativ arm, die in dem Jahr der Erhebung weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung zur Verfügung haben. Die Zahlen stammen aus dem Mikrozensus, der jährlichen Haushaltsbefragung. (dpa)