: Bafin verdächtigt Lebensversicherer
GELDANLAGE Die Finanzaufsicht prüft, ob die Konzerne Einmalgeschäfte auf Kosten der Altkunden anbieten
BONN apn | Die Finanzaufsicht Bafin nimmt das Geschäftsgebaren der deutschen Lebensversicherer unter die Lupe. Die Aufsichtsbehörde frage derzeit bei den Versicherungskonzernen die Daten zu sogenannten Kapitalisierungsprodukten und Einmalgeschäften ab, sagte Bafin-Sprecherin Kathi Schulten am Dienstag und bestätigte damit einen Bericht der Financial Times Deutschland. Bereits in der Vergangenheit hatte die Bafin davor gewarnt, dass der Ausbau dieser Geschäfte unter Umständen vorhandene Kunden benachteiligen könne. Sie fordert eine strikte Trennung der Geschäftsfelder.
Während in normalen Lebensversicherungen über Jahre Kapital angesammelt wird, zahlt der Anleger bei den Einmalprodukten auf einen Schlag einen hohen Betrag ein, den er vielleicht aus einer Erbschaft oder einer abgelaufenen Versicherung erhalten hat. Je nach Vertrag kann er sofort oder später mit regelmäßigen Zahlungen der Versicherung rechnen. In einigen Fällen kann er aber den Vertrag auch schon nach wenigen Monaten kündigen und lukrative Zinsen für das zwischenzeitlich bei der Versicherung geparkte Geld kassieren.
Diese Angebote sind keine Versicherungsgeschäfte im eigentlichen Sinn, weil sie keine Risikokomponente haben. Sie werden aber für Versicherungskonzerne immer wichtiger, um neue Kunden zu gewinnen und mehr Geld einzunehmen.
Allein 2009 hätten die Lebensversicherer über Einmalbeiträge rund 21 Milliarden Euro kassiert und damit ihre Beitragssumme um 7,1 Prozent auf 85,2 Milliarden Euro steigern können, obwohl das klassische Geschäft einbrach, schreibt die FTD. Zugleich sind diese Verträge aber sogar in der Branche umstritten. Kritiker rechnen vor, dass die hohen Zinsen auf Kosten der Gewinne der Altkunden gingen.
Warnschuss der Bafin
Das wiederum könnte in Deutschland Millionen Menschen betreffen. Dem Bericht zufolge gibt es hierzulande 95 Millionen Lebensversicherungsverträge mit einer Anlagesumme von 660 Milliarden Euro.
Die Abfrage zum Thema Kapitalisierungsgeschäft sei „eine klare Warnung der Bafin an die Versicherer“, zitierte die FTD einen Manager. Sie dürften es mit dem Einmalgeschäft nicht übertreiben und müssten sicherstellen, dass keine Subventionierung stattfinde. Die Bafin selbst wollte keine Details zu ihrer Abfrage nennen.