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Archiv-Artikel

Spiel mit Dreh

„Komplizierte Vorgänge“: Der ehemalige Bayer-Manager Reiner Calmund wird vom Staatsanwalt vernommen

KÖLN dpa ■ Der frühere Fußball-Bundesligamanager Reiner Calmund ist am Montag von der Kölner Staatsanwaltschaft zur Finanzaffäre um Bayer 04 Leverkusen und zu den Vorwürfen der Manipulation von Bundesligaspielen vernommen worden. „Es sind komplizierte Vorgänge, aber noch ist vieles Spekulation“, sagte Günther Feld, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Gegen Calmund wird wegen des Verdachts der Untreue nach ungeklärten Bargeldzahlungen aus der Club-Kasse von 580.000 Euro an einen Spielervermittler ermittelt.

Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben Hinweise, dass dieses Geld für die Manipulation von mindestens einem Bundesligaspiel verwendet worden sein könnte. Calmund wies diese Anschuldigungen zurück und behauptet, den Betrag für den Kauf von Spieleroptionen gezahlt zu haben. Keine Manipulationen hat es nach Angaben der Staatsanwaltschaft in der Saison 2002/2003 bei der Partie der Leverkusener gegen Arminia Bielefeld gegeben. „Das hat sich als Gerücht herausgestellt“, sagte Feld. Dagegen gebe es ernst zu nehmende Hinweise, dass es bei einer anderen Begegnung in der Spielzeit zu Manipulationen gekommen sein könnte. „Da geht es über ein Gerücht hinaus, es gibt einen Anfangsverdacht“, so Feld. Bei dem Spiel handelt es sich offenbar um die Partie Bayer Leverkusen gegen 1860 München (3:0).

Unterdessen hat der Torwart von Arminia Bielefeld, Mathias Hain, seine bereits 2003 geäußerten Spekulation über eine illegale Beeinflussung des letzten Saisonspiels der Leverkusener beim 1. FC Nürnberg (1:0 für Bayer) am 24. Mai 2003 am Sonntag indirekt wiederholt. „Ich fühle mich im Nachhinein bestätigt. Das ärgert mich noch heute, dass dieser Sache nicht schon damals nachgegangen worden ist“, sagte Hain am Sonntag. Bielefeld war 2002/2003 in die 2. Liga abgestiegen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) forderte am Montag den Schlussmann auf, seine Mutmaßungen zu präzisieren.

Werner Hackmann, Präsident des Liga-Verbandes, hat angesichts der vielen Spekulationen und Gerüchte die Staatsanwaltschaft gebeten, „so schnell wie möglich endzuermitteln“.

Calmund, 57, hatte schon vor dem Gang zur Staatsanwaltschaft angekündigt, alle Anschuldigungen aufzuklären. „Ich bin froh über den Termin, es wird ein Befreiungsschlag“, hatte er gesagt. Mit der Vernehmung ist die Affäre für Calmund noch nicht beendet. „Das wird sich noch eine ganze Weile hinziehen, vor allem wenn weitere Zeugenvernehmungen für die Ermittlungen notwendig sein sollten“, sagte Feld.

Der Anfangsverdacht gegen Calmund auf Spielmanipulationen basiert auf einem Brief des Bayer-Juristen Walther Graf, den er am 9. März im Auftrag des Vereins an die Staatsanwaltschaft geschickt hat. Darin wird mitgeteilt, der Exmanager habe am 26. Mai 2004 angedeutet, dass bei der Partie Leverkusen gegen München (3:0) am 33. Spieltag der Saison 2002/2003 „etwas gelaufen“ sei. Bayer stand vor diesem Spiel auf einem Abstiegsplatz. Laut dem Schreiben von Graf soll Calmund ausgesagt haben, von Spielervermittler Volker Graul vor der Begegnung angesprochen worden zu sein. Der Exprofi habe ihm angeboten, „etwas machen zu können“, und dafür 580.000 Euro verlangt.

Der Bayer-Konzern und seine Fußball-Tochter Bayer 04 haben indes versucht, sich gegen Folgen von publik werdenden Manipulationsvorwürfen zu wappnen. Deshalb ließ die Bayer AG bei dem Bayreuther Rechtswissenschaftler Harro Otto ein Gutachten über die juristischen Konsequenzen einer möglichen Schieberei erstellen.