: OFF-KINO
LARS PENNING
Unbestreitbar hat die deutsche Musikkomödie der frühen 1930er Jahre auch den amerikanischen Film mit seiner Idee beeinflusst, die Protagonisten aus der Handlung heraus singen und tanzen zu lassen. Es gab jedoch auch Rückkoppelungen des amerikanischen Films nach Deutschland: Paul Martins schwungvolle Musikkomödie „Glückskinder“ (1936) etwa verbindet die bewährte Weimarer Komödientradition auf sehr vergnügliche Weise mit Einflüssen der amerikanischen Screwball Comedy. Inspiriert von Frank Capras „It Happened One Night“, laviert sich das populäre „Komödientraumpaar“ Lilian Harvey und Willy Fritsch in New York durch eine temporeiche und freche Verwechslungshandlung, in der die einander fremden Protagonisten zwar blitzartig heiraten, aber mit dem Zusammenleben große Probleme bekommen. Ein erstaunlich unbekümmerter Film, der als Bonbon zudem den grandiosen Schlager „Ich wollt’ ich wär’ ein Huhn …“ aufweisen kann. (11. 9., Eva)
Dass man auch aus einem Sachbuch über die Entstehungsgeschichte eines Films ein Drama machen kann, zeigt das Biopic „Hitchcock“ (2012) von Sasha Gervasi: Rund um die Produktionsgeschichte von Hitchcocks berühmtem Schocker „Psycho“ (1960), wie sie der amerikanische Filmjournalist Stephen Rebello in „Alfred Hitchcock and the Making of Psycho“ recherchiert hat, entwickelt sich ein kleines häusliches Drama um den von Anthony Hopkins verkörperten egozentrischen Starregisseur, der einerseits zu Beginn der 1960er Jahre von dem Zweifel geplagt wird, ob er mit seiner Art des Kinos noch ganz auf der Höhe der Zeit ist, und andererseits mit den Emanzipationsversuchen seiner Frau Alma Reville (Helen Mirren) nicht zurechtkommt, die sich nach vielen Jahren wenig gewürdigter Arbeit an den Filmen ihres Gatten nach mehr Anerkennung sehnt und sich in die Drehbucharbeit mit einem charmanten Autor stürzt. Zwar schürft der Film nicht eben tief, doch das Spiel bleibt hinreichend unterhaltsam – zumal Helen Mirren mit der Zeit zum eigentlichen Star des Films avanciert und dabei Hopkins aussticht, der sich mit ein paar vergnüglichen Hitchcock-Manierismen über die Runden rettet. („Psycho“, 7. 9., Freiluftkino Rehberge; „Hitchcock“, 11. 9., Urania)
Immer wieder gern gesehen ist die Zusammenarbeit von Werner Herzog mit Klaus Kinski in „Nosferatu – Phantom der Nacht“ (1979), einer Hommage an F. W. Murnaus berühmte „Dracula“-Bearbeitung aus dem Jahre 1921. Während Kinski penibel die Gestik und Körperhaltung des Original-Nosferatus Max Schreck imitiert, entwirft der Film mit seinem langsamen, hypnotischen Rhythmus zusehends das Bild eines quälenden Albtraums. (6. 9., Eiszeit 1)