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Archiv-Artikel

Ausgebrannt, entleert, erschossen

betr.: „ Stromstöße gegen Depressionen“, taz vom 17. 3. 06

Danke an Lutz Debus, der die Schocktherapie zum Thema gemacht hat, und Dank an Herrn Wolf Müller, der Herrn Nyhuis Paroli bietet und die Behandlung der chronische Depression richtig einschätzt. Ich hatte eine Klinikpatientin, die ein halbes Jahr ohne zu reden nur immer in Schwarz auf weißem Papier den Sarg ihres Vaters malte. Eines Tages lag eine rote Rose daneben. Von da an ging es bergauf, ohne Rezidiv. Eine Psychoanalyse bei so einem Menschen kann bis zu fünf Jahre dauern, weil wir es hier mit einem Problemberg zu tun haben und die gewonnenen Erkenntnisse leicht irritierbar sein können, sodass wir es mit Schüben zu tun haben.

Es bedarf viel Mitgefühls – nicht Mitleids – und noch mehr der Geduld. Ob Herr Nyhuis mal bei sich selbst eine „Elektrokonvulsion“ durchführen ließ? Hemingway berichtete, er habe sich nach wiederholten Schocktherapien „ausgebrannt“, „entleert“ gefühlt, weshalb er sich dann auch erschoss. Nachvollziehbar: Wenn die Seele nicht erhört wird, stirbt sie ab. SIGRID JOHN TUMLER, Berlin