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Archiv-Artikel

Die ersten Schritte

Unternehmensgründung heißt: planen, finanzieren, verkaufen. Damit das in der Praxis klappt, sollten Gründer sich vorher beraten lassen – etwa über Geldquellen für Investitionen

VON SOPHIE DIESSELHORST

Wenn Sven Weickert darüber spricht, klingt es ganz einfach: „Eine Unternehmensgründung besteht aus drei Schritten: Planen, Finanzieren, Verkaufen.“ Weickert arbeitet beim Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg, einer Organisation, die Gründer innerhalb eines jährlich stattfindenden neunmonatigen Programms von der Idee bis zum ersten Geschäftstag begleitet. „Jede Gründung will gut durchdacht sein. Viele legen einfach los und scheitern dann schnell“, sagt er. Bettina Schoenau von der Industrie- und Handelskammer Berlin pflichtet ihm bei: „Der erste Schritt einer Unternehmensgründung sollte in jedem Fall die Erstellung eines Businessplans sein.“

Wie muss so ein Plan aussehen? Das Wichtigste ist laut Sven Weickert, dass der Plan „lebt“. Um das zu erreichen, solle man ihn so weit wie möglich selbstständig entwickeln. „Letzten Endes ist man selbst derjenige, der diesen Plan verstehen und umsetzen muss.“ Man müsse sich auf jeden Fall genug Zeit für die Planung lassen. „Man darf aber auch die Marktsituation nicht aus dem Auge lassen. Man muss immer damit rechnen, dass jemand dieselbe tolle Idee wie man selber hat und einem die Marktnische wegschnappt, weil man sich in der Planungsphase zu viel Zeit gelassen hat.“

„Neben dem Businessplanwettbewerb bieten die Industrie- und Handelskammer und das Bundeswirtschaftsministerium eine umfassende und gute kostenlose Beratung für Existenzgründer“, empfiehlt Unternehmensberater Uwe Struck. Auch auf den Internetseiten der Banken, die Kredite an Existenzgründer vergeben, findet man Vorgaben, wie ein Businessplan aussehen muss. „Die Gründungsidee muss nicht nur neu sein und zum Zeitpunkt der geplanten Gründung in den Markt passen, sondern auch langfristiges Marktpotenzial haben“, sagt Elmer Staudt, Abteilungsdirektor in der Berliner Volksbank.

Die Volksbank stellt hohe Anforderungen an einen Businessplan. Man muss seine Qualifikation unter Beweis stellen, die Idee überzeugend präsentieren und beweisen, dass es dafür eine Marktnische gibt. Der Plan muss Angaben über die geplante Rechtsform, den Standort und die Geschäftslage des Unternehmens und die interne Unternehmensorganisation enthalten. Zu guter Letzt wird eine detaillierte Finanzplanung gefordert. „Das ist den Banken natürlich am wichtigsten“, sagt Uwe Struck.

Zur Finanzplanung gehört die Kapitalbedarfsplanung und eine Kalkulation der kurz- und langfristigen Rentabilität. „In die Kapitalbedarfsplanung muss man alles einrechnen, was das Unternehmen kostet“, so Struck. Also: Geschäftsraummiete, Maschinen, Personal, Lagerkosten, Marketingkosten – was dazukommt oder wegfällt, variiert je nach Unternehmenstyp. „Viele verkalkulieren sich in der Frage, wie lange es dauert, bis sie wirklich einen Umsatz machen“, sagt Uwe Struck. Der schwierigste Teil der Rentabilitätsrechnung sei die Marktanalyse. „Wenn man sich nicht selber sehr gut auskennt, sollte man sich da auf jeden Fall an einen Berater wenden.“ Die Volksbank bietet drei vom Bund geförderte Existenzgründungskredite mit unterschiedlichen Höchstgrenzen und verschiedenen Laufzeiten an. Alle enthalten eine tilgungsfreie Anfangszeit, die ebenfalls verschieden lang ist. Die Gelder werden von der KfW-Mittelstandsbank vergeben.

„Die KfW vergibt Kredite nie direkt. Wenn man einen unserer Kredite beantragen möchte, muss man also zunächst zu seiner Hausbank gehen“, erklärt Christine Volk, Sprecherin der KfW. Prinzipiell arbeite die KfW mit allen Banken zusammen. „Zwei Drittel unserer Darlehen werden aber über Sparkassen und Volksbanken vergeben.“ Das Förderprogramm der KfW ist das größte in der Bundesrepublik. Alternativen dazu bieten regionale Investitionsbanken. „Wir vergeben ähnlich wie die KfW-Mittelstandsbank mehrere Kredite für Gründer, die auf verschiedene Gründerprofile zugeschnitten sind“, erklärt Roland Freier von der Investitionsbank Berlin. „Wenn im Businessplan alles stimmt, laden wir den Gründungskandidaten zu einem Gespräch ein. Wir besprechen gemeinsam mit ihm, welcher Kredit am ehesten für sein Vorhaben geeignet ist“, erklärt Elmer Staudt von der Volksbank die weitere Prozedur. Die Bearbeitung des endgültigen Antrags dauere dann je nach Fall verschieden lange. „Normalerweise ist das Geld nach sechs bis acht Wochen auf dem Konto.“ Nun muss das frisch gebackene Unternehmen nur noch angemeldet werden, dann kann es losgehen.

„Um sich als Gewerbe anzumelden, muss man zum Gewerbeamt gehen“, sagt Bettina Schoenau von der IHK Berlin. „Dort muss man angeben, welche Rechtsform man für das Unternehmen wählen möchte und wo sich die Geschäftsräume befinden.“ Für den Fall, dass man ein erlaubnispflichtiges Gewerbe gründen wolle, müsse man je nach Art des Gewerbes noch weitere Unterlagen vorlegen, die nachweisen, dass man die richtigen Qualifikationen hat. „Das Gewerbeamt kümmert sich um den Rest: es leitet die Angaben an das Finanzamt weiter, das dem neuen Unternehmen dann automatisch eine Steuernummer zuteilt. Das Einzige, worum sich der angehende Unternehmer noch kümmern muss, ist die Anmeldung bei der jeweils zuständigen gesetzlich vorgeschriebenen Unfallversicherung“, erklärt Schoenau. Ist die Planung und Finanzierung abgeschlossen, muss man anfangen zu verkaufen.

Dazu gehört nicht nur Glück, sondern auch das richtige Marketing: „Viele Gründer denken, die Welt wartet nur auf sie und ihr wunderbares Produkt“, sagt Marketingberaterin Anne-Catherine Coppens. Das sei der falsche Ansatz: „Es geht darum, den Markt richtig einzuschätzen, um ein schlüssiges Marketingkonzept umzusetzen: Produkt, Preis, Vertrieb und Kommunikation müssen aufeinander abgestimmt werden“, fasst sie zusammen. „Wenn man seine Zielgruppe vor der Gründung so genau wie möglich ermittelt, kann man auch gezieltere Werbung machen und dadurch Geld sparen.“