: Spanien: Arm dran
„Scheiß Neger“-Rufe oder Urwaldlaute, unterstrichen von der Imitation eines Affen, der sich unter den Armen kratzt: Fans, aber auch Trainer und Spieler in Spanien sind nicht zimperlich, wenn es darum geht, einen farbigen Gegenspieler zu beleidigen. Erst vor kurzem konnte Samuel Eto’o, aus Kamerun stammender Torjäger des FC Barcelona, von seinen Mannschaftskollegen nur mit aller Mühe überredet werden, das Spielfeld nicht zu verlassen, als er in Saragossa rassistischen Beschimpfungen ausgesetzt war.
Solchem Verhalten will Sportstaatssekretär Jaime Lissavetzky jetzt einen Riegel vorschieben. „Wir müssen in der Lage sein, die gewalttätigen Fans in die Enge zu treiben“, erklärt der Sozialist. Die Regierung bereitet ein Gesetz vor: Gewalttätige und rassistische Fans können demnach künftig bis zu fünf Jahren Stadionverbot erhalten und zu hohen Geldstrafen verurteilt werden. Doch auch die Clubs stehen in der Verantwortung. Bis zu 90.000 Euro sollen Vereine, Sportler, Vorstandsmitglieder oder Schiedsrichter zahlen müssen, wenn sie gewalttätiges und rassistisches Verhalten dulden oder gar fördern.
In besonders schweren Fällen möchte Lissavetzky Vereinen Punkte abziehen lassen oder sie gar in die nächsttiefere Liga zwangsversetzen. „Wir wollen nicht gegen die Clubs vorgehen, aber die Veranstalter haben eine Verantwortung“, rechtfertigt er diese Pläne, „es kann nicht angehen, dass es Gruppen gibt, die in keinerlei Register eingetragen sind, obwohl wir wissen, wer ihnen angehört und dass sie Wochenende für Wochenende für Unruhe in den Stadien sorgen.“
Der Staatssekretär macht sich mit seinen Plänen, die er für die nächste Spielzeit umgesetzt sehen will, nicht überall Freunde. „Im Fußball gibt es verbale und körperliche Gewalt, aber keinen Rassismus und keinen Fremdenhass. Wir haben schwarze Spieler, und denen ist noch nie was passiert. Unter unseren Fans gibt es keine Bewegung gegen sie“, macht sich ausgerechnet Alfonso Soláns, Vorsitzender von Real Saragossa, dessen Club mit den Vorfällen um Eto’o die Debatte angeheizt hat, zum Wortführer der Lissavetzky-Gegner. REINER WANDLER, MADRID