: Berlusconi und die Mafia
betr.: Verkehrte Welt oder Wahlkampf im Berlusconi-Land“, taz vom 27. 3. 06
Eure Beobachtung trifft, und ich kann sie nur ergänzen. Den Wahlkampf vor fünf Jahren hat Berlusconi noch anders geführt. Jetzt, wo er halt nichts vorzuweisen hat, führt er einen reinen Spaltungskampf. Jeder Italiener weiß natürlich, dass Prodi, Fassino usw. (außer vielleicht Bertinotti) ein breites Spektrum von Sozialdemokraten sind und bestimmt keine Kommunisten. Aber Silvio ist eben Gefangener seines Erfolgs, und alles, was er erreicht hat, hat er durch „Glauben“ erreicht. Dabei lautet sein Glaube, der alle (zumindest genug) entzünden soll: Der Unternehmer ist das Zentrum der Welt. Geht’s dem Unternehmer gut, geht’s allen gut, geht’s ihm schlecht, leiden alle. Oder kann der Arbeiter sich selbst anstellen?
Berlusconi ist die Mafia. Und eben nicht die gute alte klassische Mafia, kaum dass er in den Gremien der Cosa Nostra irgendetwas zu entscheiden hat. Umgekehrt, sie entscheiden über ihn. Sie entscheiden, ob seine Forza-Leute die Stimmenpakete bekommen oder nicht. Mit ihm wird zum ersten Mal die moderne Mafia sichtbar, denn die gewaltigen Ressourcen, die eine heute besser als je funktionierende Mafia anhäuft, müssen auf einem sehr hohen Niveau verwaltet und wenn möglich im Verwalten selbst noch vermehrt und in der Vermehrung womöglich gewaschen werden.
Berlusconi ist über die Machenschaften der Banca Rasini und seines Vaters ein alter Schuldner der Cosa Nostra und ein hochgradiger also hoch gefährlicher Mitwisser. Ich hoffe, in zwei Wochen schicken sie den König von Furbonia nach Hause, damit endlich wieder der Staatsanwalt an seiner Tür klopfen kann. MICHAEL SACK, BERLIN
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