WAS MACHT EIGENTLICH... … Klaus Wowereit? : Seinen Vorgänger zurechtrücken
Das Gemeine am Job von Parlamentspräsidenten ist, dass sie von niemand ernst genommen werden. Ein paar Mal im Jahr dürfen die meist altgedienten Herren salbungsvolle Verse vortragen und die gute Seele des Parlamentarismus verkörpern. Auffallen tun sie damit nicht. Dafür braucht es mehr.
Es muss Klaus Wowereit also gewurmt haben, als Walter Momper, der Präsident des Abgeordnetenhauses, Anfang März einen alten Beschluss anzweifelte. Momper wollte sich nicht damit abfinden, dass Potsdam im Falle der Länderfusion Regierungssitz wird – und teilte dies seinem brandenburgischen Kollegen mit. Private Motive dürften dabei kaum eine Rolle gespielt haben: Die Länderehe ist derzeit nicht mehr als eine Zukunftsvision; dass der 61-Jährige überhaupt jemals als Abgeordneter von Potsdam aus wird wirken dürfen, ist unwahrscheinlich. Dennoch: Sein Brief schlug hohe Wellen und brachte den Mann, der auch mal Regierender Bürgermeister war, kurz in die Medien.
Dem Ansehen des Parlamentspräsidenten entsprechend wartete Wowereit eine Weile, bevor er zurückkeilte. Gestern sprach er Klartext. Wowereit bedauerte die „Irritationen“, die von Berliner Seite gesetzt worden seien: Regierungssitz eines gemeinsamen Landes müsse Potsdam sein. Die Berliner müssten sich „zurücknehmen“ – zumindest in dieser Frage. Denn dass das gemeinsame Land nur den Namen „Brandenburg“ trage, lehnte er ab. Berlin gehöre in den Titel – nicht aus „Eitelkeit, sondern aus Marketinggründen“. Das wird Momper wurmen. BIS FOTO: AP