Gentech-Mais verunreinigt Pflanzen

Greenpeace-Studie zeigt, dass Gentech-Mais und organische Pflanzen nicht nebeneinander existieren können

WIEN taz ■ Kein Land in Europa baut so viel gentechnisch veränderten Mais an wie Spanien. Auf 60.000 Hektar wird dort gentechnisch veränderter Mais angebaut. Doch dieser Mais kann nicht wachsen, ohne die Ernte vieler Bauern, die traditionellen Mais anbauen, nachhaltig zu verunreinigen – selbst wenn der gesetzlich vorgeschriebene Abstand eingehalten wird. Zu diesem Ergebnis kommt die Greenpeace-Studie „Koexistenz ist unmöglich“, die am Rande der gestern in Wien zu Ende gegangenen Gentech-Konferenz der EU-Landwirtschafts- und Umweltminister vorgestellt wurde.

Die EU-Minister berieten mit Experten unter dem Motto „The Freedom of Choice“. Der Konferenztitel suggeriert, dass die herkömmliche Landwirtschaft mit genmanipulierten Saaten koexistieren könne. Deswegen waren auch Maisbauern geladen, die sich voll des Lobes über genmanipulierte Saaten äußerten.

Anders sieht das der spanische Biobauer Antonio Ruiz-Ortego, der in der Provinz Aragonien Bio-Tomaten und -Paprika anbaut. Die Schädlinge pflegte er mit Duftstofffallen zu bekämpfen. Seit in seiner Nachbarschaft manipulierter Mais ausgesät wird, tappen die Schmetterlinge aber nicht mehr in die mit Sexualdüften präparierten Fallen – seine Ernte wurde ruiniert.

Der großflächige Anbau von Genmais wurde von der konservativen Regierung Aznar kräftig gefördert. Über die Auswirkungen gibt es von Regierungsseite aber keine brauchbaren Studien. Greenpeace-Bericht dokumentiert jedoch nun Besorgnis erregende Folgen. In fast einem Viertel der untersuchten Fälle fanden sich ungewollte Verunreinigungen mit GMO-Mais in Feldern von gentechnikfrei wirtschaftenden Bauern. Speziell die Biobauern konnten ihre Ernte oder ihr selbst gezüchtetes Saatgut nicht mehr verkaufen. Entschädigung können sie nicht erwarten, denn, so Geert Ritsema von Greenpeace Niederlande, es gelte das Prinzip: „Die Kosten trägt der Geschädigte.“ Sogar Mais der Variante BT 176, der letztes Jahr von der EU verboten wurde, weil er Antibiotikaresistenz auslöst, wird in Spanien noch ausgesät. Selbst wenn der gesetzliche Abstand von derzeit 25 auf 200 Meter erhöht wird, wie die spanische Agrarministerin Elena Espinosa versprochen hat, sei kein Schutz gegeben, meint Ruiz-Ortego. Der Wind trage die Pollen über mehr als 500 Meter. Über Entschädigung wollten die EU-Minister nicht reden. Das sei Angelegenheit der nationalen Gesetzgebungen.

Gentech-Kritiker setzen ihre Aktionen am Samstag fort. Morgen findet der internationale Aktionstag des Widerstands gegen genmodifizierte Pflanzen statt. Unter anderem findet eine weltweite Videokonferenz mit internationalen Experten des Widerstands gegen Gentechnik statt, die im Internet übertragen wird.

RALF LEONHARD

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