: Barrikaden und Blockaden gegen Villepin
Mit dezentralen Aktionen in vielen Orten in Frankreich versuchen SchülerInnen und StudentInnen, den Druck auf die Regierung aufrechtzuerhalten. Während Premier de Villepin hart bleibt, mehren sich die Stimmen, die eine Lösung der Krise fordern
AUS PARIS DOROTHEA HAHN
StudentInnen und SchülerInnen haben gestern in Frankreich an zahlreichen Orten erneut Straßen, Bahnhöfe, Einkaufszentren und Lager lahm gelegt. Schon am frühen Morgen bauten StudentInnen im westfranzösischen Nantes Barrikaden aus Einkaufswagen vor dem größten Geschäftszentrum der Stadt. Es folgten Dutzende andere Aktionen von Paris, über Straßburg, Grenoble und Marseille bis nach Montpellier. Daran waren jeweils mehrere Dutzend bis mehrere hundert Jugendliche beteiligt.
In Nantes blockierten gestern früh Beschäftigte das Busdepot. Der internationale Radiosender RFI in Paris, wo die Zahl der JournalistInnen mit befristeten und anderen prekären Verträgen hoch ist, war am Mittag bestreikt. „Wir machen weiter, bis unsere Regierung endlich den CPE – den Erstarbeitsvertrag – zurückzieht“, erklärte eine Schülerin in der Normandie. Schon am Donnerstag hatten Jugendliche Brücken, Bahnhöfe, Flughäfen und Autobahnen blockiert. Auf Regierungsseite blieben auch gestern die Fronten verhärtet. Regierungschef Dominique de Villepin, dessen Rücktritt auf der Straße immer lauter verlangt wird, erklärte in Paris: „Ich bleibe, bis meine Mission erledigt ist.“ Eine Spitzenfrau aus der Regierungspartei UMP, Roselyne Bachelot, nahm gestern hingegen erstmals das Stichwort „Abschaffung“ in den Mund. Auch Unternehmerchefin Florence Parisot verlangt von der Regierung, dass sie „schnell einen Ausweg aus der Krise“ findet, die „dem Ansehen und der Wirtschaft Frankreichs“ schade. Finanzminister Thierry Breton hingegen erklärte, der Konflikt habe „keinen Einfluss auf die Wirtschaft.
Am Donnerstag waren die beiden Sprecher der größten Organisationen der SchülerInnen (UNL) und StudentInnen (Unef), enttäuscht aus ihren ersten Gesprächen mit ParlamentarierInnen der UMP herausgekommen. „Wir müssen den Druck aufrechterhalten“, sagten die Chefs der beiden Organisationen, die ideologisch nicht weit von der sozialistischen Partei stehen. Sie ermunterten ihre Basis, die „Operationen zu intensivieren“. Am Montag wollen sie zusammen mit den Gewerkschaften über etwaige neue nationale Aktionstage beraten.
Nach drei Wochen ist gestern in einem Krankenhaus bei Paris der Gewerkschafter Cyril Ferez aus dem Koma erwacht. Er war bei einer früheren Demonstration schwer verletzt worden. Nach Auskunft der Ärzte ist der 39-Jährige „ansprechbar“.