: Airports heben ab
NRW hat genug Regionalflughäfen, sagt die Deutsche Bank und fordert den Baustopp. Landesregierung lehnt ab
95 Prozent der Bundesbürger erreichen den nächsten Flughafen in weniger als 90 Minuten, fast zwei Drittel sogar in weniger als 60 Minuten. Das reicht, befinden nicht nur Umweltschützer oder fluglärmgeschädigte Anwohner, sondern nun auch die Deutsche Bank. In einer Studie hat sich das größte deutsche Geldinstitut Gedanken gemacht, wie viel Flughäfen wirklich nötig sind in Deutschland. Und ist zu Ergebnissen gekommen, die vor allem den kleineren Flughäfen in Nordrhein-Westfalen gar nicht passen: Drei internationale und sechs regionale Flughäfen im Land sind mehr als genug.
„Die Flughafendichte ist hier besonders hoch“, sagte Eric Heymann, „Researcher“ der Deutschen Bank, bei einer Diskussion der Industrie- und Handelskammer Köln am Donnerstag Abend. Regionalflughäfen dürften nicht neu oder ausgebaut werden, forderte er, sonst machten sie sich unnötig Konkurrenz. Die Kosten hätten in jedem Fall die Steuerzahler zu tragen.
Das wollten die Geschäftsführer der Regionalflughäfen so nicht auf sich sitzen lassen. Flughäfen seien keine Prestigeobjekte von Lokalpolitikern, sondern wichtig für die Wirtschaft, sagte Manfred Kossack vom Dortmunder Flughafen. Unterstützung bekam die Deutsche Bank dagegen von der Lufthansa und dem Köln-Bonner Flughafen. Beide fürchten die kleine Konkurrenz, die oftmals Billig-Airlines mit Subventionen anlocke und so den Wettbewerb ruiniere, klagten die beiden.
Die Landesregierung erteilte der Deutschen Bank jedoch eine Absage. „Man ist gut beraten, Optionen, die man hat, nicht fallen zu lassen“, sagte Günter Kozlowski, Staatsekretär im NRW-Verkehrsministerium. Dafür attackierte er um so mehr die rot-grüne Vorgängerregierung. „Die neue Landesregierung hat ein völlig anderes und unverkrampfteres Verhältnis zum Luftverkehr.“ Subventioniert würden die Flughäfen aber nicht, behauptete er.
Es blieb an dem grünen Landtagsabgeordneten Horst Becker, Kozlowski vorzuhalten, dass zum Beispiel Münster/Osnabrück sehr wohl finanziell gefördert werde. Was dieser dann auch zugab – schließlich wolle das Land des Ausbau. „Frau Höhn hat alles daran gesetzt, den Ausbau zu verhindern“, schimpfte er über die letzte grüne NRW-Umweltministerin. Und auch die Flughafengeschäftsführer mussten daran erinnert werden, wie viel Subventionen ihre Unternehmen bekommen. DIRK ECKERT