: Verbraucher in der Krise abkassiert
ENERGIEMARKT Verbraucher zahlen im Mittel 7 Prozent mehr. Preisnachlässe für Industrie
Die Stromkonzerne haben in der Wirtschaftskrise kräftig bei den Verbrauchern abkassiert, aber der Industrie hohe Preisnachlässe gewährt.
Eine dreiköpfige Familie zahlte 2009 im Durchschnitt 67,70 Euro für Strom im Monat. Das waren 4,55 Euro oder 7,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Im laufenden Jahr müssen sich die Privathaushalte auf einen „weiteren leichten Anstieg“ der Strompreise einstellen, wie Hauptgeschäftsführerin Hildegard Müller vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) am Montag zu Beginn der Hannover-Messe mitteilte. Nach der Freigabe des Strommarkts hatte der Durchschnittshaushalt 1999 eine Stromrechnung von rund 50 Euro im Monat, bis 2000 sank die Summe auf etwa 40 Euro. Seitdem steigen die Kosten praktisch Jahr für Jahr. Laut BDEW mussten die Haushalte 2009 im Schnitt 36 Prozent mehr für Strom bezahlen als vor zehn Jahren.
Ganz anders die Preislage bei den Großverbrauchern von Strom: Die Strompreise für die Industrie sind 2009 laut BDEW um 20 Prozent gefallen. Industriekunden können dank der großen Abnahmemenge oft ihre Preise direkt mit den Stromversorgern aushandeln und niedrigere Preise durchsetzen. Die Industrie hatte 2009 etwa 45 Pro zent Anteil am gesamten Stromverbrauch.
Der lange Winter und der sich abzeichnende Wirtschaftsaufschwung haben zudem in den ersten Monaten des Jahres die Nachfrage nach Strom und Gas steigen lassen. Im 1. Quartal 2010 sei der Absatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5 Prozent höher gewesen, erklärte der BDEW am Montag in Hannover. Der Gasabsatz stieg um rund 7 Prozent, der Stromverbrauch um 3 Prozent, wie der Verband unter Berufung auf erste Schätzungen mitteilte. „Gründe sind der längere Winter und ein erfreulicherweise ansteigender Industrieverbrauch in Folge der konjunkturellen Belebung“, erklärte BDEW-Geschäftsführerin Hildegard Müller.
Angesichts der Preisentwicklung wenden immer mehr Privatverbraucher ihren bisherigen Versorgern den Rücken zu. Beim Strom haben bisher 21 Prozent der Haushaltskunden den Versorger gewechselt, beim Gas 11 Prozent, wie der BDEW mitteilte. Insgesamt können Kunden zwischen 1.100 Stromunternehmen und 770 Gasanbietern wählen. (afp, apn)