piwik no script img

Archiv-Artikel

Die geile Gitta

Von SCHN

Ganze 98,4 Prozent der Wähler im emsländischen Örtchen Oberlangen-Moor haben am Sonntag der CDU-Abgeordneten Gitta Connemann ihre Stimme gegeben. Ein Rekord. 2009 bekam Connemann in diesem Ortsteil der knapp tausend Einwohner-Gemeinde Oberlangen 85,7 Prozent. Diesmal gingen von 62 Wählerstimmen 61 an Connemann. Der einzige Abtrünnige wählte SPD. „Wir werden herausfinden, wer das war“, sagt Connemann. Oberlangens Bürgermeister Georg Raming-Freesen sagt: „Das mit der CDU ist hier so gewachsen. Wir machen auch wirklich gute Politik.“ Er kann ohne Not „wir“ sagen: Sein Gemeinderat besteht ausnahmslos aus CDU-Mitgliedern.

Oberlangen ist zwar ein Ausreißer in Connemanns Wahlkreis Unterems, aber: In sechs Städten und Gemeinden bekam sie über 70 Prozent der Stimmen, insgesamt erhielt sie 55 Prozent. Es wären mehr, gehörte zu ihrem Wahlkreis nicht auch der ostfriesische Landkreis Leer – dort wählt man traditionell die SPD. Trotzdem: Connemann hat den größten Erststimmenzuwachs Deutschlands, 2009 wurde sie nur mit 45,2 Prozent der Stimmen Wahlkreisabgeordnete.

Dabei ist die 49-Jährige evangelisch, geschieden, kinderlos – und gebürtige Ostfriesin. „Ich habe“, sagt sie, „sogar einen Migrationshintergrund, denn meine Mutter ist Holländerin.“ Sie spricht besser niederländisch als plattdeutsch, „aber ich verstehe Platt, das ist wichtiger.“ Die Juristin und gelernte Schuhverkäuferin sitzt seit 2001 im Kreistag Leer und seit 2002 im Bundestag.

Connemann, die der Münchner Merkur 2009 zur „Miss Bundestag“ nominierte und die hinter vorgehaltener Hand auch mal „die geile Gitta“ genannt wird, hat wenig mit dem traditionellen Frauenbild im ländlichen, katholischen Emsland zu tun. „Das Emsland wird völlig verkannt“, widerspricht sie. „Denn dort ist der Mensch wichtig, auch wenn er nicht katholisch ist.“ Egal, ob jemand Probleme mit der Agentur für Arbeit, der Krankenkasse oder dem Arbeitgeber habe: „Ich habe versprochen, mich zu kümmern – und ich kümmere mich!“ Die Menschen wüssten das.

Auch Raming-Freesen ist Connemann-Fan: „Die ist ja schon halbe Emsländerin.“ Dafür tut Connemann auch einiges: Am Montag nach der Wahl fuhr sie nach Werlte, zur Kirmes, das hatte sie versprochen. „Und da“, erzählt sie, „haben junge Leute zu mir gesagt: Sie sind eine zum Anpacken!“  SCHN