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LARS PENNING
Irgendwie hatte ich immer geglaubt, Stanley Kubrick würde in seinem Horrorfilm „The Shining“ (1980) einfach einmal mehr sein Dauerthema vom Verlust rationalen Handelns variieren. Denn genau das widerfährt dem für einen Winter als Hausmeister in einem riesigen einsamen Hotel engagierten Schriftsteller Jack (Jack Nicholson), der alsbald unter mysteriösen Einflüssen anfängt, seine Frau und seinen kleinen Sohn zu terrorisieren. Wie anders man den Film auch sehen kann, zeigt hingegen die Dokumentation „Room 237“ von Rodney Ascher, in der fünf Personen ihre persönliche Interpretation von Kubricks Horrorwerk zum Besten geben: In seltsame Details des Films verbissen, wird die Geschichte da beispielsweise schnell einmal zu einer Parabel auf die Ausrottung der Indianer durch die weißen Siedler Amerikas. Formal gehört „Room 237“ zu den spannendsten Dokus der letzten Jahre, da Ascher seine Protagonisten niemals zeigt, sondern ihre durcheinandergewürfelten Ausführungen allein mit Filmausschnitten (sowohl aus „The Shining“ als auch aus vielen anderen Filmen) bebildert. Dass die Kubrick-Exegeten ziemliche Spinner sind, wird durch diese Art der Montage allerdings ebenfalls immer deutlicher …
(The Shining (OmU) 26.9. Lichtblick-Kino; Room 237 (OmU) 26. 9.–2. 10. Brotfabrik, Central, Filmrauschpalast; 26. 9., 28. 9.–2. 10. Eiszeit, Lichtblick-Kino, 26. 9. Sputnik)
Eine rundum solide Zeichentrickversion des klassischen Märchens „Zwerg Nase“ von Wilhelm Hauff bietet der russische Regisseur Ilya Maximov: Die Geschichte eines verzauberten Schusterjungen, der mit Hilfe einer ebenfalls verzauberten Prinzessin eine böse Hexe besiegt, orientiert sich in der künstlerischen Gestaltung allerdings weniger an osteuropäischen Traditionen, sondern vielmehr an westlich familienkompatibelen Walt-Disney-Produktionen. Ein Vergleich, den die im Jahr 2004 entstandene, ziemlich aufwändige Produktion tatsächlich nicht scheuen muss.
(27. 9.–29. 9. Regenbogenkino)
Der aus Polen gebürtigen Dokumentarfilmerin Ilona Ziok widmet das Lichtblick-Kino eine Retrospektive. Zu ihren interessantesten Filmen gehört die Dokumentation „Fritz Bauer – Tod auf Raten“, in der Ziok dem Leben und Wirken des jüdischen Staatsanwalts aus Frankfurt nachgeht, der in den 1960er Jahren unter anderem die Frankfurter Auschwitzprozesse initiierte, was in der restaurativen Nachkriegsgesellschaft auf heftigen Widerstand stieß. Bauer erinnerte an das, was andere lieber totschweigen wollten. Eine wichtige Arbeit über einen, der die Demokratie, wie wir sie heute kennen, ein Stück weit erst möglich gemacht hat.
(29. 9., 1. 10.–2. 10. Lichtblick-Kino)