: Die Schönheit der Oregano-Staude
GESUND LEBEN Warum Kräuter nicht nur gut schmecken, sondern auch gezielt Speisen verdauen helfen, erklärt ein neues Buch. Es animiert außerdem, selbst Kräuter zu ziehen und liefert freundliche Rezepte
Natürlich, sie schmecken auch gut. Aber das ist nicht der wahre Grund, warum wir Kartoffeln, Fisch und Fleisch mit Kräutern anreichern. Denn diese fügen nicht nur Geschmacksreize hinzu, sondern sind auch hoch gesund. Das wussten auch unsere Vorfahren, weshalb die Konstellation von Speise und Kraut kein Zufall ist: Das Kraut hilft, dieses spezielle Essen zu verdauen.
Kümmel und Koriander sind zum Beispiel gut für den Darm, Kresse schützt gegen Grippe, und Thymian wirkt antiseptisch. Schon der Arzt, Alchemist und Philosoph Paracelsus wusste im 15. Jahrhundert, dass Essen zugleich nähren und heilen solle. Praktiziert wurde das ganz konkret in Bauern- und Klostergärten. Die waren – und die historischen, zu besichtigenden sind es noch – sorgsam in von kleinen Hecken gesäumte Parzellen unterteilt, damit es keine Verwechslungen gab, und dienten für Küche und Apotheke – und Schnapsherstellung. Fast wird einem ein bisschen meditativ zumute, wenn man Bild und Beschreibung solcher Gärten in dem jüngst erschienenen kleinen Band „Leckere Rezepte aus dem Kräutergarten“ liest, und man versteht plötzlich den Satz „du bist, was du isst“.
Auch heute gibt es natürlich noch Kräutergärten, wobei der Band nicht nur zum Besuch, sondern auch zum Anpflanzen von Kräutern animieren will und etliche Tipps für große und kleine, auf einen Blumentopf beschränkte Kräutergärten bietet.
Es folgt eine kleine Porträt-Galerie in Wort und Bild, die Wirkung und Wesen wichtiger hiesiger Kräuter beschreibt, was manches Aha-Erlebnis beschert. Oder wussten Sie, welche Farbe eine Oregano-Staude hat? Oder die Lauchblüte? Rotrosa, alle beide, und das mit den nur schwach gefärbten und daher im Vergleich zum Blumenbeet unscheinbareren Färbungen stimmt nur bedingt. Kurz und gut: Es überkommt einen bei der Lektüre die Lust, die Kräuter beim nächsten Besuch in einem Kräutergarten mit Namen zu kennen.
Und damit über alldem der Nutzen nicht aus dem Blick gerät, gibt’s zur Belohnung im Anhang eine Reihe von Rezepten, sorgsam in Vor-, Haupt- und Nachspeise unterteilt. Auch, wie man Essig und Öle herstellt, kann man da lernen. PETRA SCHELLEN
Heide Rau / Marion Nickig: Leckere Rezepte aus dem Kräutergarten. Hamburg: Ellert & Richter-Verlag 2013, 192 S., 11,95 Euro