Was tun in Hamburg?
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■ So, 29. 9., 21 Uhr, Nachtasyl

Tiefgründige Traurigkeit

„Jzz & Lyrk“: Fast alle Vokale haben Jacques Palminger und das 440 Hz Trio mit Richard von der Schulenburg an den Tasten, Bassist Raphael Burgess und Schlagzeuger Olve Strelow der altehrwürdigen Kombination „Jazz und Lyrik“ zwar genommen, dafür haben sie der Kunstform im Gegenzug viel Seele „nach eigenem Gusto“ hinzugefügt – um deren Rahmen nach allen Regeln der Kunst in die Luft zu sprengen. Es braucht eine kleine Eingewöhnungsphase, dann funktioniert Jacques Palmingers verschrobene, alles bejahende „Lyrk“ rund um Themen wie die Grenzen des eigenen Lebens oder die eigentümliche Mischung „Bittermandel & Salat“ gut zur Lounge-Jazz-Untermalung des selbsternannten „Trios von ausnehmender Hässlichkeit“: Hinter vordergründiger Absurdität erklingt im Programm „Jzz & Lyrk“ auch eine tiefgründige Traurigkeit.

■ Do, 3. 10., 20 Uhr, Lichtmess

Düstere Geschichten

In der TV-Serie „Dallas“ war Cliff Barnes’ Vater Willard, genannt „Digger“, einer der erratischeren Charaktere. Mit der Nase hat er zwar unterirdisches Öl riechen können – das Geld, das er damit gemacht hätte, hätte er aber sofort wieder versoffen. Ebenso ziellos irrt auch die vom Hamburger Kay Buchheim erschaffene Kunstfigur Digger Barnes herum: Flucht, Rache, Verlust und immer wieder biblische Untergangsszenen sind die düsteren Themen in den tief in Wüstenrock und Americana à la Calexico verwurzelten Songs des immerzu einsamen imaginären Wohnwagenbewohners, mit denen Digger Barnes in seiner „Diamond Road Show“ seine traurige Geschichte erzählt. Untermalt wird das Konzert von stimmungsvollen Live-Trickfilmen, die sein Kompagnon Pencil Quincy mit seiner selbst entwickelten „Magic Machine“ erschafft: Auf einem Plattenteller hat Quincy mit einer Videokamera, Lichtern, Spiegeln und kleinen Figuren ein erstaunlich vielseitiges Miniatur-Studio gebastelt.

■ Mo, 30. 9., 20 Uhr, Schmidts Tivoli

Erfüllte Sehnsucht

Niemand kämpft sich so exzessiv durch Lieder und Chansons von Bert Brecht, Kurt Weill und Hanns Eisler, von Jacques Brel, Friedrich Hollaender, Marlene Dietrich, Billie Holiday und natürlich Nina Simone wie „Deutschlands größte lebende Diseuse“ (Die Zeit) Georgette Dee. Rund um das Wünschen und Erfüllen dreht sich das neue Bühnenprogramm der zwischen Mann und Frau auf immer unentschiedenen Kunstfigur. „Der Seemann und der Prinz“ heißt es und die Rollen sind klar verteilt: Während der Seebär für die Sehnsucht und das Wünschen steht, symbolisiert der Königssohn die Erfüllung. Und so handeln Georgette Dees Lieder und Geschichten diesmal von a) der Sehnsucht nach Ferne, b) der Sehnsucht nach Nähe, c) der Sehnsucht des Seemanns und des Prinzen, d) der Sehnsucht nach dem Seemann und dem Prinzen und e) vom Wunsch, Seemann und Prinz zu sein. Am Flügel sitzt der langjährige Weggefährte der „perfekten Diva“, Terry Truck.  MATT