Fastenbrechen

Kein Wunder, dass gerade in Norddeutschland die christliche Symbolik des Ostereis wenig bekannt ist. Wie der evangelische Rigorismus den Heiligen Nikolaus ablehnte (und damit den Boden für Christkind und Weihnachtsmann bereitete), so sprachen sich die Reformierten gegen eine religiöse Deutung der Ostereier aus – und ebneten indirekt den Weg für den Osterhasen als Eierlieferanten.

Die Eier erhielten ihre große Bedeutung auch deshalb, weil sie in der vorösterlichen Fastenzeit als „flüssiges Fleisch“ nicht gegessen werden durften. Da die Hühner im Frühling aber eifriger Eier legen, gab es von ihnen an Ostern reichlich – eine Art Belohnung für das lange Fasten.

Die evangelische Kirche war vor allem in ihren Anfängen grundsätzlich gegen das Fasten eingestellt, weil sie darin den verwerflichen Versuch sah, Gott durch gute Werke versöhnen zu wollen, wo doch nur allein die göttliche Gnade wirken konnte. Gerade die Ablehnung aber war es, die eine Reihe von Ostereier-Lieferanten etablierte, unter denen sich dann der Osterhase siegreich durchsetzte. Ostereier gab es ja nun mal, ob mit oder ohne christliche Symbolik.

So trat in Tirol die Osterhenne auf, in Schleswig-Holstein der Osterhahn, an der holländischen Grenze der Kranich und im Hannoverschen gar der Fuchs, um die bunten Eier zu verstecken. Dass sich schließlich vor etwa hundert Jahren der lebenslustige Osterhase durchsetzte, ist in erster Linie der Schokoladen- und Postkartenindustrie zu verdanken, die in ihm ein besonders gut verkäufliches Objekt erkannten. CORNELIA KURTH