: Pinochets Geheimdienstchef begeht zu Hause Suizid
CHILE Vor Verlegung aus Luxuszelle nimmt sich der Exgeneral Odlanier Mena bei Freigang das Leben
SANTIAGO dpa | Nur wenige Stunden vor seiner Verlegung in ein anderes Gefängnis hat sich Chiles Exgeheimpolizeichef Odlanier Mena bei einem Wochenendfreigang das Leben genommen. Der pensionierte General erschoss sich in seinem Haus in Las Condes, einem Stadtteil Santiagos. Kurz danach setzte die chilenische Regierung ihre Ankündigung um und verlegte die verbliebenen neun Häftlinge aus der Luxushaftanstalt Penal Cordillera für ehemalige Militärs aus der Zeit der Pinochet-Diktatur (von 1973 bis 1990).
Die Insassen wurden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ins Gefängnis Punta Peuco rund vierzig Kilometer nördlich von Santiago gebracht. Mena war einer von zehn Häftlingen, die wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen während der Diktatur verurteilt wurden. Chiles Präsident Sebastián Piñera hatte die Schließung des Gefängnisses und die Verlegung am Donnerstag angekündigt. Am Samstag betonte er dann, dass die Entscheidung trotz des tragischen Todesfalls zum geeigneten Zeitpunkt umgesetzt werde.
Odlanier Mena wurde 1977 nach der Auflösung der berüchtigten Dina-Geheimpolizei erster Chef der Nachfolgeorganisation Central Nacional de Informaciones (CNI), die er bis 1980 führte. Ein Gericht verurteilte ihn 2009 wegen des Mordes an drei Sozialisten im Oktober 1973 zu sechs Jahren Haft. Der gesundheitlich angeschlagene Exgeneral hatte das Gefängnis als einziger der Insassen jeweils von Freitag 18 Uhr bis Sonntag 22 Uhr verlassen dürfen.
Zu den verlegten Gefangenen gehört auch Ex-Dina-Chef General Manuel Contreras, der zu über 300 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Ein weiterer Gefangener ist Oberst Marcelo Moren, der Folterer des in Gefangenschaft gestorbenen Generals Alberto Bachelet, Vater der ehemaligen Präsidentin Michelle Bachelet.
Menschenrechtler hatten immer wieder die Sonderbehandlung in der Haftanstalt beanstandet. Im Penal Cordillera gibt es Bungalows, Tennisplätze und Swimmingpools. Das Luxusgefängnis war 2004 im Auftrag des damaligen Präsidenten Ricardo Lagos gebaut worden. General Augusto Pinochet stand von 1973 bis 1990 an der Spitze einer Militärdiktatur in Chile. Während dieser Zeit wurden bis zu 38.000 Menschen gefoltert oder getötet, viele verschwanden auch.