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Archiv-Artikel

„Je mehr Leser, desto besser“

FACHTAGUNG In der Staatsbibliothek geht es um freien Zugang – Open Access – zu Forschungsergebnissen

Von KLI
Isabella Meinecke

■ 47, ist an der Staatsbibliothek zuständig für elektronisches Publizieren und leitet ihren Verlag Hamburg University Press.

taz: Open Access, das heißt: Die Ergebnisse staatlich finanzierter wissenschaftlicher Forschung sollen in digitaler Form frei zugänglich gemacht werden. Wie weit ist dieser Prozess gediehen, Frau Meinecke?

Isabella Meinecke: In den letzten zehn Jahren hat sich sehr viel getan. Es fing an mit einem einzelnen Server, der bei einem Wissenschaftler unter dem Tisch stand. Mittlerweile gibt es ein internationales politisches Bewusstsein dafür, dass Open Access sinnvoll ist.

Wer soll Zugang bekommen?

Jeder, der Interesse hat. Das bezieht sich auf wissenschaftliche Publikationen, aber auch auf sogenannte Primärdaten, mit denen die Forschung dann arbeitet.

Was sagen die wissenschaftlichen Buchverlage dazu, wenn Forschungsergebnisse nicht mehr gedruckt publiziert werden?

Viele Wissenschaftler möchten das, was sie publizieren, immer noch auch gerne in gedruckter Form vorliegen haben. Das trifft auf Dissertationen oder Monografien zu. Da bietet dann ein Verlag an, die Printversion ergänzend zur digitalen Version zu veröffentlichen. Mit dem Print-on-Demand-Modell können Verlage auch kleine Auflagen drucken – und dann rechnet sich das Publizieren in gedruckter Form auch wieder.

Also zahlen die Wissenschaftler selbst für den Druck ihrer Arbeiten?

Das war früher auch schon so. Bei Open Access verändert sich für den Wissenschaftler nun die Möglichkeiten zu bestimmen, was mit diesem Werk passiert. Er kann sein digitales Werk lizensieren. Das war früher nicht so: Verlage haben sich alle Rechte vorbehalten.

Verlieren die Wissenschaftler nicht eine Einnahmequelle, wenn sie keine Bücher mehr verkaufen?

Nein. Verdient wird am wissenschaftlichen Publizieren seitens der Wissenschaftler nur in ganz wenigen Ausnahmen, zum Beispiel bei Lehrbüchern. Für den Wissenschaftler geht es um Prestige und seinen Ruf. Er gewinnt Renommee dadurch, dass er gelesen wird. Je mehr Menschen sein Werk lesen, desto besser ist es für ihn. Das ist auch ein Vorteil von frei verfügbaren wissenschaftlichen Inhalten. Gleichzeitig kann die digitale Version nicht so leicht plagiiert werden, weil man bei frei verfügbaren Inhalten immer auch schneller eine Plagiatskontrolle durchführen kann.  INTERVIEW: KLI

Fachtagung zu Open Access: heute und morgen, Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky https://twitter.com/OATage