Lieber Klaus,

Lange haben wir uns in der taz.berlin-Redaktion beraten, ob wir Dir zum 60. Geburtstag überhaupt gratulieren sollen. Weil das Meinungsbild negativ ausfiel, entschieden wir, es auf jeden Fall zu tun. So ist eben Deine taz: Wer A sagt, muss nicht B sagen.

Nun, was wünschen wir Dir? Sicher, es gab Zeiten, als das Haar nicht grau und der Koalitionspartner okay waren – wir meinen die „sexy Zeit“ – da standen wir Dir schon darum näher, weil Du schlichtweg dünner warst, wie es Georg Kreisler ausdrücken würde.

Jetzt, mit satten 60, müssen wir feststellen, schwul sein allein reicht nicht, Coolness samt Berlinale-Bussi gleichfalls nicht, und zu einem Regierenden Hausmeister gehören, wie bei Deinem Vorbild Willy Brandt, echte Größe und ein Interesse an der Stadt. Sätze wie „Unter Umständen ja, aber diese Umstände sind nicht da“ klingen zwar dialektisch, gehen aber gar nicht. Und Schlendrian, SPD-Frust, Langeweile beim Regieren machen auch nicht wirklich Spaß. Oder? Schau Dir Angela Merkel oder Dieter Bohlen an, quasi Dein Jahrgang! Klaus, kommt jetzt das Ende Deiner Dienstfahrt? Schreibst Du, wie Dein liebster Rocker „Riff“ Keith Richards, die Memoiren: „My life, poor Berlin“?

Come on! Nicht grau und weise wirst Du. Das ist doch Bolle. Es gibt Wichtigeres zu tun die kommenden 30 Jahre. Jetzt, wo aktuell alles in Berlin den Bach runtergeht.

Bleiben wir bei A ist nicht gleich B: Dinos wie Du sind zwar vom Aussterben bedroht, können aber noch was reißen an den Fleischtöpfen. Die Bilanz ist doch nicht so schlimm, wie sie eigentlich schon ist, hätte Karl Valentin gratuliert: dienstältester Landesfürst, die SPD-Kronprinzen Stöß und Saleh krass blass, und potenzielle Koalitionen Rot-Gelb-Rot („spanisch“) oder Rot-Rot-Grün (Volksfront) oder Rot-Grün („portugiesisch“) als Vorbilder im Bund sind Ansporn genug, bis 2043 weiterzumachen.

Be Berlin, be ewiger Landeschef, be spätpreußisch dekadent, die Zukunft braucht vermeintliche Loser (hahaha) wie Dich: 2016 Wiederwahl, 2020 Schloss-Eröffnung, 2025 erste Fahrt über die A 100 bis Sonnenallee, 2030 – zwischenzeitlich war Klaus Zumwinkel BER-Chef (Du: „Damit hier auf der Baustelle endlich die Post abgeht!“) und der Finanzvorstand mit Josef Ackermann besetzt – macht der Airport auf.

2033 schnappt sich Berlin ganz Brandenburg per Länderfusion. Als Bundeskanzler Christian Lindner fragt: „Wer soll denn für die Schulden geradestehen, wenn plötzlich ein Schuldner wegfällt?“, antwortest Du: „Wir sparen, bis es quietscht.“

Und dann die große Ost-West-City-Sause 2043: „Klaus wird 90“. Die wirst Du Dir doch nicht entgehen lassen? Nein. Zwar ist das Tempelhofer Feld noch immer unbebaut. Sei’s drum. „Die Landesbibliothek kommt“, rufst Du den Gegnern einer Bebauung zu – auf einem Longboard auf der Landebahn, mit der Locke im Wind.

Nicht fallen!

Berlin braucht Dich.

Congratulations,