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Archiv-Artikel

Ehrenretter der „Hexen“

Von CABI

Das war städtisch geförderter Auftragsmord!“ Mit dieser Erkenntnis will Jens Nielsen hingerichtete Hexen rehabilitieren lassen. 465 Jahre nach dem ersten Prozess – wenn auch nur symbolisch. 1548 fand der erste der drei Schleswiger Hexenprozessen statt, bei denen 38 Frauen ums Leben kamen. Eine von ihnen: Lene Jürgens, der Verzauberung einer Kuh bezichtigt. Die gab keine Milch mehr – deswegen wurde Jürgens auf dem Rathausmarkt verbrannt.

Jens Nielsen bietet seit 14 Jahren Stadtführungen in Schleswig an und hat mit der von ihm gegründeten Arbeitsgruppe Hexenprozesse das Schicksal von Lene Jürgens recherchiert. „Wahrscheinlich hatte der Nachbar ein Interesse an ihrem Grundstück gehabt. Das soll ja öfters vorkommen“, sagt der 44-Jährige. Es biete aber noch lange nicht einen Grund dafür, Zauberei zu bemühen. 15 Menschen sind bisher in Nielsens Arbeitsgruppe.

Grund genug für eine Rehabilitation der 38 Hexen aber gibt es für Nielsen sehr wohl. 14 Kommunen in Deutschland seien da schon Vorbild. „Ich habe ein schlechtes Gewissen, meine Familie kommt nicht unbedingt von den Guten. Viele meiner Vorfahren waren zu der Zeit Pastoren und ausgewiesene Hexenjäger.“ Nun wolle er die Altschuld wenigstens symbolisch wieder gut machen.

Deswegen stellt er nun einen Antrag an Rat, Kirchen und Gerichte Schleswigs. Darin fordert er, eine Gedenktafel auf dem Rathausmarkt aufzustellen und Straßen nach den Opfern umzubenennen. Auch werde geprüft, ob man die Fälle juristisch wieder aufrollen kann – „zur Ehrenrettung der Frauen und zur Anerkennung ihrer Unschuld“. Die Vorkommnisse einfach ins „finstere Mittelalter“ zu verweisen, komme nicht in Frage.  CABI