Schöne Frauen statt Benzinverbrauch

Eine BUND-Studie kritisiert die Werbung deutscher Autohersteller: Über Umweltfolgen wird nicht informiert

BERLIN taz ■ Schnelligkeit, Sexappeal, Erfolg und Stärke – dies sind die Attribute, mit der die deutsche Autoindustrie für ihre Wagen wirbt. Umweltschutz oder Spritverbrauch spielen hingegen keine Rolle, wie eine Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) ermittelt hat. „Die Natur kommt nur in den Hintergrundbildern vor“, kritisiert Richard Merger, verkehrspolitischer Sprecher.

Studien zeigen: Vor allem Gefühle und das Image eines Autos bestimmen die Kaufentscheidung. Funktionalität oder Umweltfreundlichkeit sind hingegen weniger wichtig. Merger: „Wenn der Audi in der Werbung übers Wasser oder durch eine Mondlandschaft fährt, dann zeigt das, welchen Stellenwert die Funktionalität hat.“

Die BUND-Studie untersuchte die Werbung von Volkswagen, Opel und Ford, Mercedes, Porsche und BMW, die im vergangenen Jahr in den Wochenzeitungen Stern und Spiegel erschienen. Die Autos auf den Hochglanzbildern verbrauchen im Durchschnitt rund neun Liter auf 100 Kilometer und stoßen 215 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Damit benötigen sie einen Liter mehr als der deutsche Durchschnittswagen. In einer Selbstverpflichtung setzte sich die europäische Automobilindustrie 1998 jedoch das Ziel, den durchschnittlichen Spritverbrauch ihrer Wagen auf 5,7 Liter und den CO2-Ausstoß auf 140 Gramm bis 2008 zu reduzieren. „Mit der Werbung konterkarieren die Autokonzerne diese Selbstverpflichtung“ beklagt BUND-Sprecher Merger.

Der Verband der deutschen Automobilindustrie weist diesen Vorwurf zurück. „Der Kunde kann sich in Autohäusern und in der Werbung umfassend über den Spritverbrauch der Fahrzeuge informieren“, sagte eine Sprecherin der taz. Zudem findet man die einjährige BUND-Untersuchung nicht repräsentativ: Schließlich würden die Firmen fünf bis sieben Jahren für ein Modell werben.

Der BUND richtet sich jedoch nicht nur an die Autokonzerne, sondern fordert auch von der Bundesregierung, endlich zu handeln. „Es muss Schluss sein mit freiwilligen Selbstverpflichtungen“, sagt Merger, „die Politik muss klare Grenzwerte festlegen.“ ANNA DOBELMANN