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Archiv-Artikel

Die Sachsen, die sind helle

SCHULVERGLEICH Neuntklässler aus den ostdeutschen Ländern liegen in Mathe und Naturwissenschaften klar vor Schülern aus dem Westen. Nur Bayern kann mithalten. Noch entscheidender ist der Status der Eltern

BERLIN taz | Zwei Schuljahre. Das ist der Lernvorsprung in Mathematik, den sächsische Neuntklässler im Durchschnitt vor Gleichaltrigen aus Bremen haben. In Biologie, Chemie und Physik das gleiche Bild: „Die ostdeutschen Flächenländer schneiden in all diesen Fächern überdurchschnittlich ab“, sagte der Direktor des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), Hans Anand Pant, der den ersten bundesweiten Schülerleistungsvergleich in Mathe und Naturwissenschaften am Freitag vorstellte.

In der Fünferspitzengruppe aus Sachsen, Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bayern kann nur Letzteres als westdeutsches Flächenland mithalten. Im hinteren Bereich liegen die Stadtstaaten, Nordrhein-Westfalen und das Saarland.

Die Wissenschaftler des IQB überprüften im Auftrag der Kultusminister, ob Schüler der neunten Klassen, die sich auf den mittleren Bildungsabschluss vorbereiten, das können, was ihnen die Kultusminister als gemeinsame Bildungsstandards vorgeben.

Die Schüler der ostdeutschen Flächenländern schneiden nicht nur überdurchschnittlich gut ab, hier ist auch die Gruppe jener Schüler, die den Mindeststandard nicht erreichten, kleiner. In Sachsen liegt jeder achte Schüler unter Minimalniveau. In Bremen, Berlin und Nordrhein-Westfalen genügen jeweils über 30 Prozent der Schüler nicht den Mindestanforderungen.

Sozial gerecht geht es in keinem Bundesland zu. Überall haben Schüler aus besseren Verhältnissen auch bessere Leistungen. Entscheidend ist auch die Herkunft der Eltern. Schüler, deren Eltern nicht in Deutschland geboren sind, lösten die Aufgaben unabhängig vom Sozialstatus der Eltern im Durchschnitt schlechter.

Die typischen Geschlechterklischees bestätigt der Ländervergleich nur bedingt. In Mathe waren die Jungen den Mädchen voraus, doch in Physik, Biologie und Chemie standen ihnen die Mädchen in nichts nach oder waren sogar deutlich besser. Als die Wissenschaftler aber die Jugendlichen befragten, stellte sich heraus, dass Jungen in der Regel sagten, sie seien in Physik besser als die Mädchen, während diese sich selbst als schwächer einstuften. „Jungen glauben, dass sie gut sind, und Mädchen unterschätzen sich“, sagt Petra Stanat vom Institut für Qualitätsentwicklung. ANNA LEHMANN