Illusion vom gefährlichen Platz

Mehr Polizei auf dem Alex soll für mehr Sicherheitsgefühl sorgen

VON ANNE HAEMING

Wer in den vergangenen Jahren in Paris war und sich an Bahnhöfen und in der Métro rumtrieb, wird sie gesehen haben: Typen in dunkler Kampfmontur, die sich durch die Fahrgäste schieben. Mit Helm, Visier unten, Schlagstock am Gürtel und Maschinengewehr fest im Griff. Ehrlich, sicherer fühlt man sich dadurch nicht. Wenn diese Beamte derart bewaffnet auf Streife gehen, so der Eindruck, ist wohl gleich mit einem Terroranschlag von al-Qaida zu rechnen.

Ja, die zwei Beamten in ihrer Polizeiuniform, die nun seit einem Jahr Tag für Tag über den Alexanderplatz schlendern und den Touristen erklären, wo der 100er-Bus abfährt und der nächste Bankautomat ist, wirken im Vergleich geradezu harmlos.

Zehn Polizisten zu viel

Aber wenn in Zukunft wochentags sechs Polizisten und am Wochenende womöglich gar zehn mehr vor Ort sind, sieht das schon anders aus. Vor allem, wenn jene, die am Wochenende aus den Hundertschaften abgezogen werden, womöglich in Vollmontur Dienst tun. Dass das alles andere als deeskalierend wirkt, hat die Polizei ja rund um den 1. Mai mittlerweile verstanden. Wenn, dann sollten die Polizisten Westen mit der Aufschrift „Info“ tragen, kleine Stadtpläne, gern auch Flyer mit Notrufnummern parat haben.

Aber Fakt bleibt: Dass die Gegend rund um den Alexanderplatz übermäßig gefährlich ist, ja sogar gefährlicher als andere Orte in der Stadt, ist eine Illusion, die der mediale Fokus auf Zwischenfälle rund um den Alex noch verstärkt hat. Und indem die Polizei nun genau wegen dieses Zerrbilds ihre Präsenz erhöht, strickt sie diese Fiktion weiter. Was für ein Blödsinn!

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