Einblick (495)

Kevin Schmidt, Künstler

■ Kevin Schmidt, geboren 1972. Einen Großteil seiner Karriere hat er in Vancouver gelebt und gearbeitet, war in Berlin letztes Jahr als Stipendiat des Canada Councils im Künstlerhaus Bethanien und wird in Deutschland noch mindestens ein Jahr als Stipendiat verbleiben. Seine Arbeit wurde international gezeigt, in Deutschland beispielsweise in Gruppenshows im Bielefelder Kunstverein, dem WkV Stuttgart, Wolfsberg wie Frankfurter Kunstverein. Außerdem hatte er eine Solo-Präsentation bei Barbara Thumm in Berlin. Ihn repräsentiert Cantriona Jeffries Gallery in Vancouver, Kanada.

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?Kevin Schmidt: Mir hat die Meret-Oppenheim-Retrospektive im Martin-Gropius-Bau sehr gefallen. Im Vergleich mit der Ausstellung über sie, die ich kürzlich im Sprengel-Museum in Hannover gesehen habe, war das ein viel besserer Überblick über ihr Werk. Die Vielseitigkeit ihres Schaffens war für mich inspirierend, besonders die Verbindung von Leben und Kunst durch designte Objekte, die getragen oder sonst wie genutzt werden sollten oder eben gerade nicht, wenn das Material der Objekte jede Funktionalität verhinderte. Ich habe mich sehr mit ihren Bildern beschäftigt – oft finde ich surrealistische Bilder drückend und plump, aber indem ich so viele ihrer Bilder sah, konnte ich in ihre Welt eintauchen. Das einzige Manko waren zwei Räume am Ende mit Fotos von Meret von Man Ray etc. Ich fand es toll, in dem Universum zu sein, das sie geschaffen hat, und wollte nicht wirklich sehen, wie andere sie abbildeten. Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? Ehrlich gesagt bin ich die meiste Zeit im Schnittraum oder vor dem Mischpult. Ich hatte keine Zeit, Konzerte oder Clubs zu besuchen. Konono No. 1 im Festsaal waren gut, und ich will noch mal ins Chesters, da war ich mal für eine sehr lustige Tanznacht. Es sind für mich also vor allem Orte in meinem Kiez. Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich zurzeit durch den Alltag? Ich hab kürzlich „Diane Arbus – A Biography „von Patricia Bosworth gelesen, wie auch andere Künstlerbiografien etwa über Jack Goldstein, Francis Bacon … Ich bin daran interessiert, die Verbindungen zwischen der Ausübung ihrer Kunst und ihrem Leben aufzuspüren. Vor allem bin ich auf der Suche nach Vorbildern, die mich inspirieren, wie ich künstlerisch weitermachen kann. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Seit ich in Berlin angekommen bin, gehe ich fast täglich am Kanal spazieren, am Paul-Lincke- oder Fraenkelufer. Ich mag es, Leute zu beobachten, und kriege dabei einen klaren Kopf.