hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

Rock! Anne Rolfs hat schon in den Neunzigern mit ihrer Noise-Rock-Band Wuhling auf sich aufmerksam gemacht – bis in die USA. Nach ihrem Soloprojekt Allroh ist die Gitarristin und Sängerin jetzt – zusammen mit dem Schlagzeuger Mathias Brendel – AUF. So offen wie der Name klingt auch die Musik, direkt, zugleich druckvoll und locker, erdenschwer und federleicht mit entwaffnend schlicht gehaltenen Texten – ein bezauberndes Paradox. Am Donnerstag ist das Duo – wie auch das Hamburger Kollektiv Station 17 – im WestGermany zu hören. Toll! Hingehen! (Skalitzer Str. 133, 21 Uhr)

Ebenfalls am Donnerstag gibt es im Ausland ein Schallplatten-Release-Konzert von Guido Möbius. Das Interessante daran: „Though the Darkness Gathers“, dessen Erscheinen mit diesem Konzert begangen wird, ist das Remix-Album zu Möbius’ Studioplatte „Spirituals“ mit sehr eigenen, oftmals unfrommen Versionen frommer Gesänge. Konsequenterweise steht daher nicht nur Möbius als Urheber der Originale auf der Bühne, sondern mit Boris Hegenbart alias Rotaphon auch einer seiner Remixer. Weitere Remixe könnte dann eventuell der Chef des zugehörigen Labels Karaoke Kalk, Thorsten Lütz, in seinem DJ-Set als Strobocop beisteuern. (Lychener Str. 60, 20.30 Uhr, 7 €)

Das Wunder der menschlichen Stimme zelebriert die US-Amerikanerin Julianna Barwick – und zwar ausschließlich. Ausgestattet allein mit einem Mikrofon und einem Delay, erzeugt sie auf der Bühne in Echtzeit ihre eigenen Kanons und weitere mehrstimmige Ambient-Choräle, deren Schwerelosigkeit herrlich entrückt und im außerreligiösen Sinne sakral klingt. Ob diese akustische Selbstbespiegelung auch etwas über den zunehmend grassierenden Narzissmus aussagt, ist eine Frage, über die sich bei ihrem Konzert am Freitag im Roten Salon der Volksbühne zumindest sehr entspannt nachdenken lässt. (Rosa-Luxemburg-Platz, 21 Uhr, 13 €)

Zirkularatmung, also die Technik, mit der man beim Spielen eines Blasinstruments atmet, ohne zwischendurch das Mundstück absetzen zu müssen, ist eine der Fertigkeiten, die der Saxofonist Colin Stetson hervorragend beherrscht. Am Mittwoch kann man den in Kanada lebenden Musiker, der sich als Vermittler zwischen Avantgarde und Pop einen Namen gemacht hat und unter anderem zur Indie-Band Arcade Fire gehörte, mit seinen Endlostonketten im Berghain erleben. Zuvor wird sich Holger Hiller, früher Sänger der NDW-Pioniere Palais Schaumburg, mit einem Soloauftritt die Ehre geben, bei dem es hochgradig idiosynkratisch zugehen dürfte. In beiden Fällen ist mit Unvorhersehbarem zu rechnen. (Am Wriezener Bahnhof, 20 Uhr, 21 €)