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1. Mai mal anders

Gegen unsichere Lebensbedingungen: Mayday-Paraden in Hamburg und Berlin verbinden Politik mit Karneval

HAMBURG taz ■ Unter den acht Wagen, die im Hamburger Mayday-Demonstrationszug mitrollen, zeigt einer die Show „Deutschland sucht den Superdeutschen“. Neun Ausländertypen hocken in Löchern und strecken abwechselnd ihre Köpfe raus. Der Kandidat muss entscheiden, ob er gute oder schlechte Ausländer vor sich hat: Die indische Programmiererin mit Superjob? Die wollen wir haben. Ist sie arbeitslos, kriegt sie eins auf die Rübe.

Zum zweiten Mal haben deutsche Städte den Euromayday gefeiert. Mit Paraden am 1. Mai in Hamburg und Berlin beteiligten sich tausende Linke an den europaweiten Protesten gegen unsichere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Als Mischung aus Demo und Karnevalsumzug setzt sich der Mayday von den traditionellen Gewerkschaftskundgebungen ab. Auch die Teilnehmer sind andere: Flüchtlingsinitiativen, Studenten, Arbeitslose.

Durch den Park unterhalb des Michels, in dem sich die Umzugteilnehmer versammeln, laufen Mitglieder die „Initiative Pro Malade“ auf Stelzen. Ihr Ziel ist es, „dem Krankenstand wieder zu seiner alten statistischen Größe zu verhelfen“.

Auf einem schwarzen Wagen mit roten Fahnen spielt eine Band mit Hasskappen disharmonische Musik. Vertreter der Hafen-Volxküche bereiten das Publikum inzwischen auf künftige Spontanaktionen vor, zu denen auf jeden Fall Fahrräder, Teller und Besteck sowie gute Laune mitzubringen sind.

Eine Gruppe „prekärer Superhelden“ speiste die Bedürftigen bereits am Freitag auf eigene Art. Als Comicfiguren verkleidet, erleichterten sie das „Frische Paradies“ am Hafen um etliche Magnumflaschen Champagner, Hirschkeulen, Luxus-Olivenöl und Filet vom Kobe-Rind zu 108,46 Euro pro Kilo. Die Köstlichkeiten verteilten sie später an ErzieherInnen, PraktikantInnen einer Werbeagentur, Putzfrauen der Uni und 1-Euro-JobberInnen. GERNOT KNÖDLER

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