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Archiv-Artikel

Was die Großen nicht können

Ein Lob der freien Rede: Landesfinale des Wettbewerbs „Jugend debattiert“ in der Bürgerschaft

Von mnz

Bürgerschaftspräsident Christian Weber hat an diesem Tag im Plenum Platz genommen, dort wo sonst die Grünen sitzen. Sein SPD-Parteibuch hat er keineswegs abgegeben – wohl aber seinen Platz im Präsidium. „Jugend debattiert“ war gestern das Motto, 250 SchülerInnen hatten sich versammelt, um das Landesfinale des Wettstreits zu verfolgen.

„Soll in den Schulen in Bremen ein Nutzungsverbot für Handys eingeführt werden?“ In dieser Frage traten vier Jugendliche der Klassen acht bis zehn an. Rund eine halbe Stunde wurde artig diskutiert, über „Handymobbing“ und Gewaltvideos, über „mobile Notrufsäulen“, über Razzien an Schulen. Abstimmung gab es keine, auch musste sich niemand zu einer Partei bekennen. Am Ende gewannen zwei Schüler des Alten Gymasiums, Philipp Diekhöner und Sören Riebeling. Sie überzeugten durch ihre freie Rede, merkte Juror Weber an – „ bei den Abgeordneten hingegen ist das recht selten“.

Auch der Applaus für die RednerInnen war kräftiger als gewohnt, im Alten Gymnasium hatten sie gar Fanplakate gemalt. Der Erfolg konnte sich sehen lassen: Auch in der Liga der Klassen elf bis 13 gewann mit David Ehmke einer der ihren. Mit ihm darf jetzt Dimitry Yaskov vom Hermann-Böse-Gymnasium zum Bundesfinale nach Berlin fahren. Ihr Thema gestern: „Soll der Kündigungsschutz für Berufsanfänger gelockert werden?“

Insgesamt beteiligten sich 1.200 SchülerInnen aus 12 Schulen an „Jugend debattiert“, darunter eine Hauptschule. Bundesweit sind 40.000 SchülerInnen aus 440 Schulen vertreten.

Die Bremer Grünen nutzen die Gelegenheit, um eine Wiederaufnahme von „Jugend im Parlament“ zu fordern. Die 2000 von Weber erfundene Aktion sei mit Verweis auf Personalknappheit „sang- und klanglos verschwunden“, klagte Jens Crueger, jugendpolitischer Sprecher der Grünen. „Angesichts der großen Zahl“ jugendbezogener Veranstaltungen sei das Planspiel „nicht erforderlich“, ließ Weber verlauten – und verwies auf fünf Aktionen mit rund 1.300 Beteiligten. Jetzt soll eine „Machbarkeitsstudie“ her. mnz