Kunstrundgang : Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um
Die letzte Kundschaft vom Galerienwochenende stand gestern morgen noch mit einem Bild unterm Arm an der Fussgängerampel am U-Bahnhof Gneisenaustraße. Komische Lederhosenfiguren auf Leinwand. Kein Richter, kein Havekost, keine von Wulffen, sondern irgendein No-name. Denn das hier ist Berlin und nicht New York, wo ab heute eben auch die Supermalerstars aus Germany bei den Frühjahrsauktionen an neureiche RussInnen verdealt werden. Daraus kann man durchaus ableiten: New York macht das Geld, Berlin die Entdeckungen. Zum Beispiel die Fotos von Ulrike Feser in der Galerie Kamm.
Dort bekommt man gleich jede Menge Kontext mitgeliefert: Nicht von ungefähr heißt die Serie, die Feser in der Wüste Sinai gemacht hat, viel versprechend „Double Bind“. Dabei geht es der 1970 geborenen Fotokünstlerin um die widersprüchliche Wahrnehmung der arabischen Welt: Der Wohlfühltourismus in den Oasen und Hotelenklaven passt nicht recht zur Wirklichkeit von Grenzanlagen und bewaffneten Posten. Entsprechend verloren wirken die wenigen Badegäste, Jeeps und Beduinen, die aus weiter Entfernung fotografiert im Allover aus Sand erscheinen. Nur die digitale Körnung stört ein wenig und rückt die Bilder ziemlich nahe an die pixeligen Images aus dem Fundus von CNN.
Bei Nordenhake sind Esko Männikkös Porträts von Pferden und Kühen dagegen edel von Hand abgezogen. Außerdem hat der finnische Fotograf sie in rustikalem Holz gerahmt, das ist seit gut zehn Jahren sein Markenzeichen. Überhaupt setzt Männikkö auf Situationskomik und Details: Geblähte Nüstern, wild rollende Augen, eine unförmig im Maul wabernde Zunge – ein Körpertheater im Nahsichtbereich. Sehr schön sind aber auch die psychedelischen Moiré-Effekte, die so manches Kuh- oder Pferdefell hergibt.