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Archiv-Artikel

Städtetag-Experten loben Primarschule

HAMBURG Fachausschuss Schule des Städtetags nennt Hamburgs Schulkompromiss vorbildlich. Schulpolitik dürfe nicht – wie gerade in Schleswig-Holstein – mit jedem Regierungswechsel umgeworfen werden

„Warum fünf Schulformen, wenn nicht die Schüler dafür hat?“

Klaus Hebborn

Zwei Tage lang haben sich 45 Bürgermeister des Deutschen Städtetages in Hamburg über die Schulreform informiert. Anschließend war der Schulausschuss voll des Lobes: „Hier ist im Unterschied zu allen anderen Bundesländern ein parteiübergreifender Kompromiss zur Reform gelungen“, sagt Dezernent Klaus Hebborn. Die „pragmatische und ideologiefreie Beschäftigung“ mit dem Thema sei „sehr bemerkenswert“.

Ganz anders laufe es gerade in Schleswig-Holstein, wo das unter schwarz-rot aufgebaute Modell der Gemeinschaftsschule unter schwarz-gelb dergestalt demontiert wird, dass Oberstufen nur noch in Ausnahmen erlaubt sind. Das Problem: Kommunen und Städte sind Schulträger, dürfen aber die Strukturen nicht bestimmen. „Wir wünschen uns mehr Mitgestaltung“, sagte Hebborn. „Warum muss man bis zu fünf Schulformen vorhalten, wenn man die Schüler dafür nicht hat?“

Hamburg hat diese Probleme als Land und Kommune in einem nicht. Die Stadt plant bekanntlich eine sechsjährige Primarschule, über die es am 18. Juli eine Volksabstimmung geben wird. CDU, SPD und Grüne treten für dieses Modell ein. Auch der Schulausschuss des Städtetags votiert für längeres gemeinsames Lernen. „Alle Untersuchungen zeigen, dass die erfolgreichste Institution die Grundschule ist“, sagt Jutta Ebeling (Grüne), zweite Bürgermeisterin von Frankfurt am Main. Verlängere man sie, sei dies „eine große Chance, mehr Kinder zum Bildungserfolg zu führen“.

„In Hamburg wird sich zeigen, ob diese Republik reformfähig ist“, ergänzte der Vorsitzende Wolfgang Rombey (SPD). Deutschland sei das einzige Land, „das seine Schüler mit zehn Jahren in verschiedene Töpfe steckt“.

Die Schulexperten zeigten sich auch von der Umsetzung beeindruckt. Es gibt mehr Geld, so dass die Klassengröße auf 23 gesenkt werden kann, es gibt neue Unterrichtskonzepte und eine Offensive der Lehrerfortbildung. Und für die Frage der Standortplanung gab es ein stadtweites Beteiligungsverfahren mit 22 Regionalkonferenzen. „Wir haben viel über das Übergangsmanagement gesprochen“, sagt Rombey. „Wir wollten wissen, wie man so etwas macht.“ Kaija Kutter